Keimdiät fand die richtige Kombination:

Rechenzentrum und EDV am Arbeitsplatz

12.11.1976

Die Keimdiät GmbH, Augsburg, ist ein mittelständisches Unternehmen der biologisch-pharmazeutischen Branche. 150 Mitarbeiter sind mit der Herstellung und dem Vertrieb von biologischen Spezialitäten über 16 Außenläger beschäftigt.

Bis vor einem Jahr wurde die EDV-mäßige Verarbeitung des externen Warenflußbereichs "außer Haus" durchgeführt.

Es stellte sich jedoch heraus, daß die dekadische Fakturierung ein Nachhinken bis zu drei Wochen, bei als fehlerhaft abgewiesenen Belegen bis zu fünf Wochen ergab. Außerdem fehlte bei der Fremderfassung die Möglichkeit, unvollständige, undeutliche oder fehlerhafte Belege sofort auszuscheiden und zu berichtigen. Zudem war die zeitliche Verzögerung der Rechnungsschreibung nicht gerade förderlich für die Liquidität unseres Unternehmens.

Soviel Intelligenz vor Ort wie nötig

Um die genannten Unannehmlichkeiten auszuschalten, entschieden wir uns für die Beschaffung von intelligenten Terminals und ... eine weitere Zusammenarbeit mit dem Servicebüro. Ausschlaggebend dafür waren die folgenden Gründe: Die teilweise finanziell sehr aufwendigen Individualprogramme konnten weiter benutzt werden. Es brauchte kein zusätzlicher Raum für eine Eigenanlage und kein zusätzliches Fachpersonal zur Bedienung der Geräte bereitgestellt werden. Es stand uns in jedem Fall das "Know-how" des Servicebüros und die Maschinenkapazität einer IBM 360-145 zur Verfügung. Bei eventuellen Ausfällen unserer Geräte konnte nahtlos im Servicebüro weitergearbeitet werden. Zu notwendigen Programmierungsarbeiten im Sinne einer Ausweitung der EDV standen uns sowohl die Standardprogramme des Servicebüros als auch deren Programmierer und Systemanalytiker zu günstigen Mann-/Tag-Sätzen zur Verfügung.

Kassetten-Verbindung

Kontaktgespräche mit Terminalherstellern im September 1975 führten zu einem schnellen Abschluß, wobei folgende Geräte angemietet wurden: Ein System MDS 2300 mit Kassettenlaufwerk, 80-Spuren-Platte (0,92 Mio. Bytes), DFÜ-Einrichtung und Matrixdrucker MDS 131 I. Als Korrespondenzsystem ist es mit dem Hauptrechner in München über Postmodem und Wählleitung verbunden. Es wird eingesetzt zur Datenerfassung, Datenübertragung, Ausgabe-Rückübertragung und zum Ausdruck und zur Auswertung der übertragenen Daten; Aufstellungsort im Büro "Betriebsabrechnung und EDV".

Das zweite System MDS 2300 ist ausgestattet mit Kassettenlaufwerk und 40-Spuren-Platte (0,46 Mio. Bytes). Es wird zur Datenerfassung eingesetzt und steht in de Buchhaltung. Die Verbindung beider Systeme wird über Kassetten hergestellt.

6000 Artikel, 300 Kunden

Bei der Planung wurde von folgendem Beleganfall ausgegangen: Tägliche Bewegungsdaten für Fakturierung: 400 Belege mit zirka 8 Positionen = Vierhundert 80stellige Sätze; bei 6000 Artikeln und 300 Kunden. Übertragungszeit: 150 Sekunden bei einer Geschwindigkeit von 3 Sätzen je Sekunde. Rückübertragung: Erfahrungsgemäß 520 Sätze mit variabler Satzlänge bis 510 Bytes bei Interpretation aller Leerzeichen durch Sonderzeichen und Ausnutzung der Zeilenvorschübe über Kanalsteuerung, mit einer Übertragungsrate von 0,5 Sätzen pro Sekunde. Übertragungszeit: 17,5 Minuten. Die Übertragung dieser Daten erfolgt im Remote-Job-Entry-Modus. Es waren folgende Verarbeitungen mit DFÜ vorgesehen:

Tägliche Fakturierung mit Ausdruck von Rechnungen, Rechnungsausgangsbuch und Banklastschriftträgern.

Wöchentliche Debitorenbuchhaltung, jedoch mit Ausdruck der relativ reichhaltigen Druckdateien im Servicebüro.

Für die Erfassung der für beide Verarbeitungen notwendigen Daten werden FBPs (Formular-Beschreibungs-Programme) verwendet, die mit Bedienerführung über den Bildschirm auch Plausibilitätsprüfungen ermöglichen sollten, und zwar:

- Angesprochener Kunde vorhanden?

- Angesprochener Verkäufer für Kunden zuständig?

- Angesprochener Artikel vorhanden?

- Angewandtes FBP zulässig? (variabler Preis im Auslandsgeschäft)

Um die Prüfungen durchführen zu können, muß auf der Speicherplatte des Terminals eine entsprechende Datei vorhanden sein. Diese Datei sollte um täglich aktuelle Informationen über Kunden und Artikel erweitert werden.

Im Rechenzentrum wird am Ende jeder Fakturierung ein Auszug aus der Kunden- und Artikeldatei erstellt, der mit Hilfe des IBM-Supportprogramms SAP im DPS-Modus an das Terminal übertragen wird. Um die Verarbeitung im Rechenzentrum aufrufen zu können, werden dort die Job-Control-Pakete in einer Bibliothek aufgestellt, aus der sie durch eine Prozedur vom Terminal aus aufgerufen werden können.

150 Sätze in 5 Minuten

Als nächster der bereits vorhandenen Jobs wurde die Lagerbestandsabrechnung über RJE abrufbar gestaltet, so daß der Abruf und Ausdruck der Lagerbestandslisten jederzeit über das Terminal erfolgen kann. Wegen der vielen variablen Parameterkarten für die Umsatzstatistik wird dieser Job wie bisher im Rechenzentrum aufgerufen, jedoch werden die Druckdaten zum Terminal übertragen und der Ausdruck erfolgt wieder hier im Hause (150 Sätze = 5 Minuten Übertragungszeit).

Als weiteres Projekt wurde die Verwaltung und Optimierung der Lagerbestände für Rohstoffe für die Produktion und Ausstattung für konfektionierte Waren und die Kreditorenbuchhaltung in Angriff genommen.

*Albert Lieb ist Abteilungsleiter Betriebsabrechnung und EDV bei der Keimdiät GmbH, Augsburg