Betreiber widersprechen Jürgen Trittin

Rechenzentren zahlen Öko-Zulage

15.10.2012
Hähnchenmäster, Golfplätze und Rechenzentren seien von Öko-Zulage befreit, hatte Grünen-Politiker Jürgen Trittin angesichts der steigenden Strompreise geschimpft. Stimmt nicht, antworteten nun die IT-Provider.
Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, kritisiert die Energiepolitik der Regierung.
Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, kritisiert die Energiepolitik der Regierung.

Die deutschen Betreiber von Rechenzentren profitieren eigenen Angaben zufolge nicht von einer Ausnahmeregelung des Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Von der so genannten Öko-Zulage sind energie-intensive Unternehmen befreit, nicht jedoch die Anbieter von Rechenzentren sowie Hosting- und Colocation-Kapazitäten.

Angesichts der steigenden Strompreise und der erhöhten Öko-Zulage für private Verbraucher hatte Trittin, Fraktions-Chef der Grünen im Deutschen Bundestag, die Energiepolitik der Regierungsparteien heftig kritisiert. Während unter rot-grüner Regierung 400 Betriebe von der Umlage befreit worden seien, profitierten heute mehr als 2000 Unternehmen davon, darunter Hähnchenmastbetriebe, Golfplätze und Rechenzentren. "Das ist eine reine Subventioniererei geworden", sagte Trittin der dpa.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. "Das ist falsch. Ein Blick ins Gesetz zeigt: Rechenzentren erhalten keine Ausnahme und müssen - leider - die volle EEG-Umlage zahlen", entgegnete nun Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU). Stattdessen forderte er eine Befreiung von der Zulage. Es sei unsinnig, wenn Rechenzentren mit 30 Gigawattstunden (GWh) Stromverbrauch die volle EEG-Umlage zahlen müssen, während sie bei Industrieunternehmen, die mehr als ein GWh verbrauchen, reduziert werde. "Das ist wirtschaftspolitisch unklug, denn Rechenzentren stehen in einem scharfen Standortwettbewerb mit dem europäischen Ausland", kritisierte Fasbender.

Auch der Colocation-Anbieter Interxion bestritt, von der Öko-Zulage befreit zu sein. "Herr Trittin liegt falsch, wenn er davon ausgeht, dass Betreiber von Colocation-Rechenzentren durch das Erneuerbare Energien Gesetz gefördert werden", sagte Peter Knapp, Geschäftsführer der Interxion Deutschland GmbH. "Im Gegenteil leidet Interxion, wie viele ungeförderte Unternehmen mit energieintensiven Wertschöpfungsmodellen auch, unter dem Standortnachteil der in Deutschland durch die hohen Stromkosten besteht." (jha)