Der Gastkommentar

Rechenzentren liegen weiter im Trend

06.09.1991

Gottfried Drumm, Leiter Connect-Dienstleistungen, Taylorix AG, Stuttgart

Enorme , Kostenvorteile und damit Wirtschaftlichkeitsüberlegungen lassen mehr und mehr Unternehmen wichtige EDV-Arbeiten vollständig oder teilweise in externe Rechenzentren verlagern. Bessere DFÜ-Leistungen, aber auch ein wesentlich breiteres Leistungsspektrum der Dienstleistungs-Rechenzentren fördern den Trend des "Outsourcing".

Es scheint gerechtfertigt, von einer Renaissance des Rechenzentrums zu sprechen. Denn die Idee "Dienstleistung Rechenzentrum" feiert bereits 25jähriges Jubiläum. Die damals klassischen Tätigkeiten Finanzbuchführung und Lohn- und Gehaltsabrechnung für kleine bis sehr große Unternehmen bestimmen zwar heute noch das Geschäft, jedoch hat sich der Markt der RZ-Dienstleistungen stark verändert.

Ursprünglich lag das Angebot von Service-Rechenzentren darin, Datenverarbeitungsmöglichkeiten solchen Anwendern anzubieten, die nicht über die notwendigen Finanzmittel, Personal oder Wissensstand für eine eigene Datenverarbeitung verfügten. Gefahr schien den Rechenzentren aus der PC-Ecke zu drohen. Hardwarepreise sanken, und immer kleinere und leistungsfähigere Rechner-Einheiten kamen auf den Markt. Damit stand DV-Technologie mittels PC auch kleineren und mittleren Unternehmen als wirtschaftliches Instrument zur Verfügung. Alle Aufgaben konnten im Betrieb erledigt, jede Arbeit in Produkten oder Verwaltung auf der eigenen Anlage unterstützt werden.

Doch das prophezeite "Aus" für die Rechenzentren kam nicht. Zwar hielt das Wachstum bei den klassischen Angeboten der Rechenzentren nicht mehr mit dem Wachstum des gesamten DV-Marktes Schritt, aber der prognostizierte Einbruch ging an den Rechenzentren vorbei.

Zum einen erkannten viele Unternehmen, daß Rechenzentrums-Dienstleistungen die Wirtschaftlichkeit der eigenen Datenverarbeitung erhöhten. Denn Fachkräfte wurden von Standard- und Routineaufgaben der Lohnabrechnung oder Finanzbuchführung entlastet, die ständigen Änderungen im

Lohn- und Gehaltsbereich mußten nicht durch laufende Software-Anpassungen nachvollzogen werden. Auch die Verarbeitungskapazitäten mußten nicht an monatliche Spitzenzeiten angepaßt und Peripheriegeräte, zum Beispiel Drucker, auf entsprechende Aufgaben abgestimmt werden. Die Bevorratung von speziellen Formularen oder Vordrucken entfiel ebenfalls. Auch die Datenschutzdiskussion lieferte Argumente, die für die Rechenzentrumsleistungen sprachen. Unabhängigkeit und Benutzerfreundlichkeit von PCs erhöhen das Risiko der Datenunsicherheit, Datenmanipulation durch Hacker, Computerviren und Computer-Kriminalität.

Auf der anderen Seite paßten sich die Rechenzentren mit ihrer Technologie und den Serviceleistungen dem Wandel in der Nachfragestruktur und den geänderten betrieblichen Anforderungen an Geschwindigkeit, Datenübertragung und so weiter an. Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung waren beispielsweise die Verkürzung der Zeiträume für die Verarbeitung der Daten und Bereitstellung ihrer Ergebnisse. Durch das Angebot von Komplettlösungen werden die Rechenleistungen ergänzt mit Serviceangeboten, zum Beispiel Gewährleistung von Datensicherheit, Datenschutz und das Angebot von Beratungsleistungen für informationstechnische Belange.

Seit wenigen Jahren machen die Rechenzentren durch neue Geschäftsfelder vor allem für den Großkundenbereich von sich reden: Laserdruckdienste für Banken, Versicherungen oder Handelsunternehmen, Personalabrechnungs- und -informationsdienste, Dienstleistungen zur Unternehmenssteuerung mit SAP und DV-Management. Beispielsweise verzeichneten bei der Taylorix Organisation die Umsätze aus den Dienstleistungen Dialoganwendungen, Druckdienste und Facility Management Zuwächse um 60 Prozent.

Manche Gebiete haben kaum mehr Berührung mit der klassischen RZ-Leistung, zum Beispiel wird für Kunden Software entwickelt und verwaltet. Kunden lassen sich auch bei der Organisation ihrer eigenen EDV beraten. Hier wird auf das in den Rechenzentren vorhandene Know-how zurückgegriffen, sie haben darin ähnliche Funktionen wie Systemhäuser.

Der Zugriff auf das Rechenzentrum mit seinen gewaltigen Verarbeitungs- und Speicherkapazitäten kann zum Beispiel über den PC erfolgen. Der Kunde sucht die Programmteile aus, die er nicht im eigenen Betrieb abwickeln will. Der PC des Anwenders ist dabei mit dem Rechenzentrum über einen DFÜ-Anschluß verbunden. Der Kunde verschickt also keine Disketten, sondern überträgt die Daten über die Telefonleitung, wann immer er will, um beispielsweise günstige Nachttarife zu nutzen. Auf dem gleichen Weg kann er vom Rechenzentrum seine ausgewerteten Daten, Statistiken, Informationen und Kennzahlen zurückholen. Die Vorteile sind offensichtlich: Die gesamten Stammdaten und Lohnkontodaten, ebenso die Lohnverteilungsdaten, hat der Kunde im Haus; er arbeitet an seinem PC am Arbeitsplatz im Dialog - als gäbe es kein Rechenzentrum. Und dennoch erleichtert ihm das Rechenzentrum seine Arbeit, denn seine Daten sind im Rechenzentrum parallel gespeichert und gesichert. Die Rechenzentrumsprogramme sind immer auf dem neuesten Stand. Es entfällt die Prüfung und Verarbeitung auf dem PC. Auch der zeitaufwendige Ausdruck, zum Beispiel von Lohnauswertungen, übernimmt das Rechenzentrum auf Hochleistungsdruckern. Der Kunde erhält die Lohnabrechnung fertig geschnitten und in Briefkuverts verpackt.