Expertengespräch

Reality-Check Green IT

12.11.2009
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Gesucht: eine Messlatte für Green IT

Fehlende Messgrößen, um die Energieeffizienz in der IT zu bestimmen, zeigten sich im Laufe der weiteren Diskussion als eines der größten Probleme. Anwender, die sich in Sachen Green IT informieren wollen, landen schnell im Dickicht unterschiedlichster Normen, Zertifizierungsgremien, Berechnungsmodelle etc. Sie verheddern sich schnell bei all den Anbietern von Zertifizierungsmaßnahmen und -organisationen wie etwa The Green Grid oder der Energy Protection Agency (EPA), bei Energy-Star-Kennzeichnungen und TÜV- oder Dekra-Zertifizierungen für energieeffiziente Rechenzentren, dem Blauen Engel von Umweltbundesministerium oder den Tipps der Climate Savers. Der Anwender klaubt sich nolens volens Messzahlen wie den PUE-Wert von The Green Grid oder andere Vergleichsgrößen zusammen, um sich zu orientieren, wo er umwelttechnisch mit seiner IT eigentlich steht.

Leitert von der Berliner Green IT Initiative konzediert denn auch: "Für viele Anwender ist Green IT noch eine Wolke. Sie wissen nicht genau, wo sie anfangen sollen, wo sie ohne große Anfangsinvestitionen erste Früchte ernten können."

Deshalb sei seine Organisation gerade dabei, einen Green-IT-RZ-Benchmark zu entwickelt. Dieser gebe IT-Anwendern die Möglichkeit, sich bezüglich der Energie- und Kosteneffizienz mit anderen Rechenzentren aus ihrem Tätigkeitssegment zu vergleichen. Dieser RZ-Benchmark habe den Vorteil, dass IT-Verantwortliche mit ihm auch einen ersten Anhaltspunkt darüber bekämen, was passiere, wenn sie Veränderungen beispielsweise bei der unterbrechungsfreien Stromversorgung oder bei der Kühlung vornehmen und welche Effekte es hat, wenn sie ihre Server virtualisieren. Da könne der Anwender ohne große Investitionen prüfen, welche ersten Schritte er unternehmen könne, um damit in Sachen Energieeffizienz erste Erfolge zu erzielen.

Wie wichtig solch ein allgemein gültiges und anerkanntes Testverfahren ist, betont auch Berater Höfer von der E-Company. Natürlich sei Transparenz sehr wünschenswert. Sicherlich könne man sich auch auf einige Richtwerte und Benchmarks einigen. "Aber egal welche Benchmarks man heranzieht, um eine Vergleichbarkeit zu erhalten: Diese Tests werden sich immer weiter entwickeln und verändern. In der Folge ist die gewünschte Vergleichbarkeit nur schwer zu erhalten."

Im Grunde sei die Ausgangssituation bei Green IT ja schon problematisch genug: Man müsse sich einerseits davon verabschieden zu glauben, man könne dem IT-Anwender für eine hochkomplexe Sache wie Green IT einfache Lösungen an die Hand geben. "Der Anwender andererseits will natürlich nicht nur einen Server, sondern er will eine Gesamtlösung aus Rechnern, Kühlung, USVs etc. Und da wird es schwer mit der Transparenz", sagt Höfer. Die aber sehr wichtig sei.