Expertengespräch

Reality-Check Green IT

12.11.2009
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Interessantes Thema - wenig Wissen

Julien Ardisson, Vorstand des Rechenzentrums-Dienstleisters Strato Rechenzentrum AG.
Julien Ardisson, Vorstand des Rechenzentrums-Dienstleisters Strato Rechenzentrum AG.
Foto: Joachim Wendler

In der öffentlichen Diskussion der vergangenen Monate und Jahre fällt auf, dass Marktforscher wie Gartner und Experton kein eindeutiges Bild der Gemengelage zum Thema energieeffiziente IT zeichnen. Beide Meinungsforscher und Unternehmensberater befragten jeweils eine repräsentative Zahl von IT-Verantwortlichen nach ihrer Einschätzung zu Green IT. Tenor: Sehr wichtig! Die Frage aber, wie man Green-IT umsetzen kann, wurde oft mit Achselzucken quittiert. Experton beklagte denn auch in sehr deutlichen Worten die große Unkenntnis in deutschen Firmen, wie Green-IT-Strategien zu realisieren seien.

Thomas Leitert, CEO der TimeKontor AG und Leiter der Berliner Green IT Initiative, hat eine Erklärung für die Wissensdefizite und die vergleichsweise geringe Zahl von Unternehmen, die konsequent Green-IT-Strategien verfolgen: "Ein Grund mag sein, dass es ein politisches Thema ist. Es ist ökologisch. Es ist aber auch ökonomisch. Da kann jeder seine ganz individuellen Ansichten einbringen."

Egal, ob das Nachhaltigkeit der Produktion sei oder Ökostrom oder Rechenzentrumsoptimierung: Auf einer oberflächlichen Ebene "kann man alles in das Thema reinpacken." Genau das sei aber der Grund, warum so wenig Sachverstand vorherrsche.

Green IT - hochkomplexe Angelegenheit

"Alle finden Öko-IT prinzipiell gut", so Leitert. Hersteller seien sehr früh auf den Zug aufgesprungen und hätten die Wellegenutzt, um ihre Produkte zu vermarkten. Mehr sei lange Zeit nicht geschehen.

Thomas Leitert, CEO der TimeKontor AG und Leiter der Berliner Green IT Initiative
Thomas Leitert, CEO der TimeKontor AG und Leiter der Berliner Green IT Initiative
Foto: Joachim Wendler

Strato-Mann Ardisson bestätigt das. Die meisten Unternehmen tappten im Dunklen, was konkrete Zahlen und Fakten angeht. So gebe es viel zu wenig Wissen darüber, wie viel Energie die IT in einem Unternehmen verbrauche. Wer das aber nicht messe, könne natürlich auch keine Öko-Bilanz seines Data Centers aufstellen. Da die Einsparpotenziale verborgen blieben, agieren die Unternehmen nicht - eine Erkenntnis, die auch Experton in einer Untersuchung so formulierte.

Höfer von der E-Company fügt hinzu, die nicht klare Zuweisung von Energiekosten nach dem Verursacherprinzip sei gerade auch im gehobenen Mittelstand immer noch ein verbreiteter Grund, warum nach wie vor Ahnungslosigkeit bezüglich der Energiekosten in der IT vorherrsche.