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Reality Check für Google an der Wall Street

01.02.2006
Erster Kratzer für Google: Nachdem der erfolgsverwöhnte Betreiber der führenden Internet-Suchmaschine die Erwartungen der Wall Street deutlich verfehlte, wurde die Aktie nachbörslich mit einem Abschlag von bis zu 17 Prozent abgestraft.

Später erholte sich das Papier des Wall-Street-Höhenfliegers mit einem Kurs von 379 Dollar auf ein Minus von zwölf Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Dienstag. Die Google-Aktien waren damit insgesamt 112 Milliarden Dollar wert und hatten 16 Milliarden Dollar an Wert verloren. Dieser Wertverlust entsprach dem Gesamtwert der Ford-Aktien von 15,9 Milliarden Dollar und war erheblich höher als der Börsenwert von General Motors von 13,6 Milliarden Dollar.

Die Google-Zahlen folgten enttäuschenden Geschäftsergebnissen des Hauptkonkurrenten Yahoo!. Dies ließ Sorge über die hochgesteckten Erwartungen zur Entwicklung des Online-Anzeigengeschäfts aufkommen.

Google hatte im Schlussquartal den Gewinn um 82 Prozent auf 372,2 Millionen Dollar (umgerechnet 305 Millionen Euro) erhöht. Ein höherer Steuersatz und gestiegene Kosten machten sich negativ bemerkbar. Wie Google erklärte, sei ein höherer Anteil der Kosten als erwartet im Ausland verbucht worden, deshalb seien in den USA mit ihren höheren Steuersätzen mehr Gewinne versteuert worden.

Der Gewinn pro Aktie legte auf 1,22 (0,71) Dollar zu, gab das in Mountain View (Kalifornien) ansässige Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss bekannt. Unter Ausklammerung von Sonderfaktoren verdiente Google 1,54 Dollar je Aktie, während die Wall Street auf dieser Basis mit 1,76 Dollar je Aktie gerechnet hatte.

Der Google-Quartalsumsatz erhöhte sich um 86 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Google macht fast seine gesamten Umsätze mit Onlineanzeigen. Die selbst zu Google gehörenden Websites verbuchten im Oktober-Dezember-Abschnitt einen Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar oder 57 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Internet-Sites der Werbepartner brachten Umsätze von 799 Millionen Dollar. Google führte 629 Millionen Dollar an die Partnerfirmen ab.

Google-Konzernchef Eric Schmidt betonte in einer Konferenzschaltung mit Analysten, die internationalen Märkte böten "enorme" Wachstumsmöglichkeiten. Google werde dort sein Geschäft ausbauen. Google investiere langfristig und werde "einige wirklich große Wetten" machen. Schmidt zeigte sich über die Quartalsergebnisse erfreut, da das Unternehmen in allen Bereichen ausgezeichnete Leistungen erbracht habe.

Der Jahresumsatz verdoppelte sich nahezu auf 6,1 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Dollar. Google wies für 2005 einen Gewinn von 1,5 (0,4) Milliarden Dollar aus oder 5,02 (1,46) Dollar je Aktie. Die Google-Sites erhöhten ihren Umsatz um 112,5 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar, während die Partner-Sites Umsätze von 2,7 Milliarden Dollar beisteuerten oder 72,9 Prozent mehr als in 2004. Google machte 39 (34) Prozent seines Jahresumsatzes im Ausland. Google hatte zum Jahresende acht Milliarden Dollar an liquiden Mitteln verfügbar. Die Zahl der Beschäftigten stieg auf 5680 (3021).

Google war im August 2004 mit einem Kurs von 85 Dollar an die Börse gegangen. Die Aktien hatten am 11. Januar mit 475,11 Dollar ein Rekordhoch erreicht. Der Höhenflug der Google-Aktien machte viele Mitarbeiter zu Millionären und katapultierte die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page in der Weltrangliste der reichsten Männer des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" mit Vermögen von jeweils 7,2 Milliarden Dollar auf Platz 55. (dpa/tc)