MWC

Reality-Check Femtocells

23.02.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit Femtocells sollte das Telefonieren per Handy in Gebäuden endlich problemlos funktionieren. Auf die Realisierung dieses Wunsches im großen Stil müssen die Anwender aber weiter warten.
Sprint zählte zu den ersten, die ein einem größeren Projekt Femtocell-Router einsetzten.
Sprint zählte zu den ersten, die ein einem größeren Projekt Femtocell-Router einsetzten.
Foto: Sprint

Die Femtocells waren der Hype des Mobile World Congress 2008. Doch ein Jahr später ist es verdächtig ruhig um das Thema geworden, und kommerzielle Projekt sind über das Versuchsstadium kaum herausgekommen. Dabei schienen Femtocells die Nonplusultra-Lösung zu sein, von der sowohl Anwender als auch Mobilfunk-Provider profitieren. Für letztere versprach die Technik, die Kosten für den Netzausbau drastisch zu senken: Um einen guten Mobilfunkempfang in Gebäuden zu gewährleisten, müssen die Netzbetreiber dank der Femtocells keine neuen kostspieligen Mobilfunkmasten errichten, sondern geben ihren Kunden einfach ein Gerät von der Größe eines WLAN-Access-Points. Und ähnlich wie ein WLAN baut die Femtocell dann ein lokal begrenztes Funknetz auf, mit dem einen Unterschied zum WLAN: Es wir mit Handys oder mobilen Datenkarten genutzt. Die Carrier hätten also ihre Infrastrukturkosten senken können, während die Anwender von einer besseren Inhouse-Abdeckung profitieren und womöglich in ihrer eigenen Femtocell kostenlos telefonieren.

So weit die Theorie. In der Realität wurden aber bislang lediglich von Sprint und Verizon zwei Femtocell-Projekte im größeren Stil kommerziell realisiert. Alle anderen Installationen sind im Prinzip noch Versuchsreihen. Experten sehen dafür, dass sich der Rollout der Femtocell-Technologie so verzögert, gleich mehrere Gründe: So fehlten noch Standards, die praktischen Auswirkungen von Sicherheitsfragen wurden unterschätzt, und last but not least wird noch immer die Fragen nach dem passenden Business-Modell diskutiert. Sind Femtocells nun eher ein Thema im Consumer-Bereich oder setzen sie sich zuerst im Enterprise durch?