CMC-Studie zum Status quo bei deutschen Unternehmen

Re-Engineering: Nur die Kosten senken reicht nicht

22.08.1997

An der Untersuchung, deren Ergebnisse unter dem Titel "Business Re-Engineering - Anspruch und Umsetzung in deutschen Unternehmen" zusammengefaßt sind, beteiligten sich CMC-Angaben zufolge 221 von insgesamt knapp 2000 befragten Großunternehmen und Mittelständlern aus den Bereichen Industrie, Handel, Versorgung und Finanzdienstleistung. Dabei wurde eines deutlich: Der Business-Re-Engineering-Gedanke ist in Deutschland schon weit fortgeschritten. Lediglich 13,6 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, sich derzeit nicht mit der Änderung von Geschäftsprozessen zu beschäftigen. Überall sonst laufen entsprechende Projekte oder sind bereits abgeschlossen. Allerdings folgt die hiesige Wirtschaft im Vergleich zu den USA der Entwicklung mit rund drei Jahren Verzögerung.

Als auslösende Faktoren für Business-Re-Engineering-Projekte kommen, so die CMC-Consultants, bei deutschen Firmen hauptsächlich drei Motive in Betracht: 71,4 Prozent der Unternehmen nannten Ineffizienz, 68,3 Prozent Kostendruck und 44,4 Prozent unzureichende Flexibilität. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß es trotz Multimedia- und Internet-Euphorie nur in der Finanzdienstleistungsbranche so etwas wie ein Gespür für die Chancen des Einsatzes neuer IT-Techniken zu geben scheint. Mehr als die Hälfte der einschlägigen befragten Anbieter sieht jedenfalls auch hier Möglichkeiten, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, während die IT in anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft im Zusammenhang mit Business Re-Engineering eher ein Schattendasein fristet (siehe Abbildung).

Defizite sehen die Autoren der Studie auch bei der für ein erfolgreiches Business Re-Engineering notwendigen Zielabsprache. Zwar gaben 81,3 Prozent der befragten Unternehmen an, für begonnene Projekte konkrete Ziele definiert zu haben. Im Umkehrschluß bedeutet dies aber, daß sich immerhin jedes fünfte Unternehmen quasi aus dem hohlen Bauch heraus in das Abenteuer eines Re-Designs seiner Organisationsabläufe stürzt. Um so konsequenter zeigt sich erstaunlicherweise die deutsche Wirtschaft in der Umsetzung: 55,3 Prozent der Firmen wenden nach eigener Darstellung die im Rahmen der Projektarbeit gefundenen Lösungen weitgehend, 23,6 Prozent sogar komplett in der täglichen Praxis an.

Was den nach Ansicht vieler Experten im Zusammenhang mit Business Re-Engineering zu kurz kommenden Faktor Mensch angeht, scheint die Studie entsprechende Kritik zu bestätigen. Trotz vielerorts gegenteiliger Beteuerungen ist der Personalabbau in allen genannten Branchen ein signifikanter Effekt, heißt es. 64,9 Prozent der befragten Firmen neigen demnach auf der Ebene nicht leitender Mitarbeiter zu Einsparungen. 60 Prozent reduzieren auch die Belegschaft im operativen Management, und immerhin noch 31,4 Prozent ziehen außerdem ein Großreinemachen in der obersten Führungsetage in Betracht.

Mit Innovationen in neue Märkte gehen

Was ist im Zusammenhang mit dem Businees Re-Engineering hierzulande zu tun, gegebenfalls zu verbessern? Die in Deutschland zu beobachtende Fokussierung auf Mitarbeiterabbau, allgemeine Kostensenkung und das Zurückstutzen des Produktspektrums erzeugen zwar bessere Bilanzen, führen aber nicht zu einer Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, heißt es im Schlußkapitel der Studie. Deutsche Firmen müßten auch hier von den USA lernen - etwa am Beispiel führender Hersteller in der Computerindustrie. Das Festhalten an traditionellen Technologien stürzte einige dieser Companies in existentielle Krisen. Erst ein radikaler Wandel im Produktportfolio, verbunden mit einer Neuausrichtung der Unternehmenskultur, brachte sie zurück an die Spitze. Im Pflichtenheft deutscher Unternehmen muß daher nach Ansicht der CMC-Experten stehen: Zukunftsgerichtete Wachstumsstrategien entwickeln, Innovationen vorantreiben und schnell in den Markt bringen sowie gezielt neue Märkte angehen.