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Razzia bei Siemens - Untreuevorwürfe gegen sechs Beschuldigte

15.11.2006
Im Zusammenhang mit Untreuevorwürfen gegen mehrere Siemens-Mitarbeiter haben am Mittwoch in einer groß angelegten Razzia rund 200 Polizeibeamte, Staatsanwälte und Steuerfahnder den Konzern durchsucht.

Die Untersuchungen dauerten bis zum späten Nachmittag an, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler der dpa in München. Noch am Abend waren nach Angaben Winklers Gespräche bei Siemens geplant. Der Elektrokonzern teilte mit, die Vorwürfe richteten sich gegen insgesamt sechs ehemalige und noch aktive Mitarbeiter. Sie sollen einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag veruntreut haben.

Bei der Razzia nahmen die Ermittler rund 30 Objekte unter die Lupe. Etwa die Hälfte davon seien Büros in München und Erlangen gewesen und die andere Hälfte Privatwohnungen im Großraum München, sagte Winkler. „Zunächst hat es noch keine Festnahmen gegeben.“ Siemens sprach von einer noch nicht geklärten Anzahl von Einzelfällen im Festnetzgeschäft.

„Spiegel Online“ hatte berichtet, Mitarbeiter des Konzerns hätten Bestechungsgelder an potenzielle Auftraggeber gezahlt. Der Transfer soll teilweise auch über Auslandskonten, unter anderem in der Schweiz, abgewickelt worden sein. Dazu wollte sich Winkler nicht äußern. Mit den Siemens-Richtlinien sind Geldzahlungen an Auftraggeber nicht zu vereinbaren. Das Unternehmen verwies auf die „Business Conduct Guidelines“, in denen die Richtlinien eines korrekten Geschäftsverhaltens unternehmensweit verbindlich festgelegt seien. „Es beinhaltet unter anderem eindeutige Weisungen an alle Mitarbeiter, die Gesetze einzuhalten“, hieß es. Diese Richtlinien seien Bestandteil jedes Arbeitsvertrags.

Durch die Durchsuchungen am Mittwoch wollten die Fahnder klären, ob und in welcher Form Geld an Siemens-Auftraggeber geflossen ist. Wie die Ermittler auf die Spur der verdächtigen Mitarbeiter kamen, blieb unklar. „Dazu wollen wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht äußern“, sagte der Staatsanwalt. Siemens zeigte sich kooperativ. Man habe an einer umfassenden Aufklärung hohes Interesse und werde die Staatsanwaltschaft „mit allem Nachdruck unterstützen“, erklärte das Unternehmen. In welchem Bereich die Mitarbeiter beschäftigt sind oder waren und welche Standorte durchsucht wurden, ließ der Staatsanwalt mit Hinweis auf das schwebende Verfahren offen. (dpa/tc)