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Razzia bei Klingelton-Anbietern

08.04.2004

Die Abzocke durch teure Handy-Klingeltöne ist Jugendschützern seit längerem ein Dorn im Auge, nun beschäftigt sich auch die Justiz mit dem Thema. Wie die "Financial Times Deutschland" (FTD) berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Dienstag wegen Verdachts auf Urheberrechtsverletzungen und Abrechnungsbetrug hat die Büros von mehreren Anbietern von Handy-Klingeltönen durchsucht. Dabei geriet unter anderem die Net Mobile AG ins Visier der Justiz. Die Tochter des Internet-Provider Net AG vertreibt unter anderem als Lizenzpartner der Musikkonzerne Sony, Warner und BMG Klingeltöne. Gleichzeitig durchsuchten die Ermittler auch die Büros von Logoland und Logoplanet, die über Net Mobile ebenfalls den Vertrieb von Klingeltönen abgewickelt haben sollen. Den Unternehmen werden laut "FTD" Urheberrechtsverletzungen und Abrechnungsbetrug vorgeworfen.

Dem Bericht zufolge hat Net Mobile bei seinen Kunden für einen Klingelton nicht - wie im Angebot suggeriert - 1,99 Euro, sondern die doppelte Summe von 3,98 Euro abkassiert. Das Unternehmen forderte dabei von den Kunden eine Handy- Meldung (SMS) als Eingangsbestätigung des Klingeltons, für die der gleiche Betrag berechnet wurde wie für den Ton selbst.

Die Vergütungen für Autoren und Musikverlage wurden dagegen nur auf der Basis eines Klingeltonpreises von 1,99 Euro berechnet. Noch schlechter kamen Künstler sowie Gema offenbar bei den Firmen Logoland und Logoplanet weg, die Net Mobile als Klingelton-Vertriebsplattform nutzen, ohne von den Rechteinhabern autorisiert zu sein. Sollte sich der Verdacht erhärten, geht die Staatsanwaltschaft von einem Schaden in Millionenhöhe für Gema, Autoren und Verlage aus, schreibt die "FTD".

Net Mobile hat inzwischen sämtliche Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Nach eigener Darstellung wurden die Untersuchungen der Ermittlungsbehörden routinemäßig auf das Unternehmen ausgedehnt, weil es als technischer Dienstleister von Logoland und Logoplanet auch in die Abwicklung der Lizenzzahlungen bei den Firmen involviert sei. Weder Abrechnungspraxis noch die dazu verwendeten Systeme bei Net Mobile seien Gegenstand der Untersuchung. Im Übrigen hätte eine interne Überprüfung ergeben, dass der Vorwurf der Urheberrechtsverletzung und des Abrechnungsbetrugs vollkommen haltlos seien. (mb)