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Ray Lane zeichnet düsteres Bild der Softwareindustrie

05.04.2006
Der EX-COO von Oracle glaubt nicht, dass die Softwarehersteller ihre bestehenden Geschäftsmodelle noch lange halten können.

Nach Einschätzung von Ray Lane steht die Softwareindustrie am Scheideweg. Der Venture Capitalist von Kleiner Perkins Caufield & Byers und ehemaliger Chief Operating Officer (COO) von Oracle erläuterte seine Thesen anlässlich der "Software 2006 Conference", die Anfang April im kalifornischen Santa Clara stattfand.

Vor allem die wirtschaftlichen Strukturen der Branche gäben Lane zufolge Anlass zur Sorge. Das Wachstum habe sich verlangsamt und die Profite schrumpften. Rund 85 Prozent der weltweiten Einnahmen mit Business Software teilten sich gerade einmal 15 Hersteller, drei davon beanspruchten den Löwenanteil für sich. Namentlich erwähnte Lane in diesem Zusammenhang nur Microsoft, SAP und Oracle nannte der Venture Capitalist nicht beim Namen. Auch intern stimme das wirtschaftliche Gefüge der einzelnen Hersteller nicht mehr, warnte der Ex-Oracle-Manager. Wenn die Softwarehersteller über die Hälfte ihrer Budgets in das Marketing steckten, knirsche irgendwo Sand im Getriebe. Gerade die kleineren Anbieter gerieten durch die Zwänge des Marktes allmählich in Schwierigkeiten.

Auch die Kunden seien zunehmend unzufriedener mit dem, was die Anbieter lieferten, urteilt Lane. Demnach verständen die wenigsten Softwarehersteller das Geschäft ihrer Kunden, berichtete er aus seinen Erfahrungen. Außerdem fragten sich die Anwender, warum ihnen technisch überholte Produkte angeboten würden und sie im Rahmen der Wartung dafür zahlen müssten, dass die Hersteller Fehler ihrer eigenen Produkte beheben.

Es gebe aber durchaus auch Hoffnung, meinte Lane, der im Jahr 2000 Oracle nach Kompetenzstreitereien mit seinem Boss Larence Ellison verlassen hatte. Nach wie vor werde in IT investiert und auch die Kapitalgeber sähen in der Softwarebranche durchaus Potenzial. Rund fünf Milliarden Dollar Risikokapital würden jährlich in den Markt fließen. Allerdings müssten sich die Anbieter etwas einfallen lassen. "Innovation ist der kritische Faktor." Modelle wie beispielweise Software-as-a-Service (SaaS) könnten der Branche neuen Schwung geben.

Ferner müssten sich die Hersteller genau überlegen, in welchen Bereichen eine Anwendung neuen Mehrwert für die Nutzer schaffen könnte. Die Möglichkeiten dafür seien nach wie vor vorhanden, sagte Lane. In vielen Firmen würden zahlreiche Prozesse immer noch händisch abgewickelt. Allerdings müssten die Hersteller die Einstiegshürden für ihre Angebote so weit herabsetzen wie möglich, um Kunden anzulocken. Dabei könnten Geschäftsmodelle helfen, in denen die Software zunächst frei einsetzbar ist, und die Hersteller erst im nach hinein eine Vergütung erhielten, beispielsweise eine prozentuale Beteiligung an dem Mehrwert, den ihr Produkt geschaffen habe. (ba)