Ray Lane: Softwarelizenzen und Wartung sind überholt

04.05.2007
Experten gehen davon aus, dass das klassische Lizenz-Wartungs-Modell im Softwaregeschäft ausgedient hat. Künftig werde der Serviceanteil immer wichtiger.

Die Tage, an denen die Hersteller einfach nur Software verkauft haben, sind vorbei. So lautet die Prognose zahlreicher Branchenexperten, die auf dem Kongress "The new Software Industry" im kalifornischen Mountain View über die Zukunft des Marktes diskutierten. Um auch in Zukunft noch eine Chance zu haben, müssten sich die Softwareanbieter stärker um die Servicekomponenten in ihrem Produktportfolio kümmern.

"Die Softwareindustrie steht an einem Scheideweg", glaubt Ray Lane, Managing Partner bei dem Venture-Capital-Geber Kleiner Perkins Caufield & Byers. Der ehemalige hochrangige Chief Operating Officer (COO) von Oracle prophezeit den Softwareanbietern das gleiche Schicksal wie der Hardwareindustrie. Auch die Hardwareanbieter hätten sich einst mit Profit-Margen von 70 Prozent und mehr auf der sicheren Seite gesehen. Heute könne sich kaum ein Hersteller mit seinen Produkten aus der Masse hervorheben. Daher müssten sich die Anbieter mit einer Gewinnspanne von 20 Prozent zufrieden geben.

Das klassische Lizenzmodell der Softwareindustrie gerate mehr und mehr unter Druck, meint Lane. Das Open-Source-Modell sowie das wachsende Angebot an Softwareservices deuteten eine Trendwende im Markt an. Auch auf Kundenseite würden verstärkt alternative Softwaremodelle nachgefragt. Dieser Trend mache sich dem Venture-Capital-Spezialisten zufolge auch in der Strategie der Kapitalgeber bemerkbar. Diese steckten zwar nach wie vor Milliarden Dollar in den Softwaremarkt. Softwarefirmen, die den herkömmlichen Modelle anhängen, gingen jedoch meist leer aus.

Lane hatte bereits vor einem Jahr die etablierten Softwareanbieter scharf kritisiert (siehe auch: Ray Lane zeichnet düsteres Bild der Softwareindustrie). Nachlassende Wachstumsraten sowie immer unzufriedenere Kunden seien Alarmzeichen. Immer mehr Anwender fragten sich, warum ihnen technisch überholte Produkte angeboten werden und sie im Rahmen der Wartung dafür zahlen müssten, dass die Hersteller ihre eigenen Fehler ausbügelten. Der Ex-Oracle-Manager verwies außerdem auf die ausufernden Marketing-Ausgaben. Wenn die Softwarehersteller über die Hälfte ihrer Budgets in das Marketing steckten, knirsche irgendwo Sand im Getriebe.

Die Softwareanbieter müssten sich überlegen, wie sie in Zukunft weiter vorgehen, sagt Michael Cusumano, Professor an der MIT Sloan School of Management. Schon heute machten bei vielen Herstellern die Services den Löwenanteil vom Umsatz aus. Er gehe davon aus, dass die gegenwärtige Entwicklung keine temporäre Erscheinung sei, sondern den künftigen Weg der Softwareindustrie eindeutig in Richtung mehr Service vorzeichne. (ba)