Raus aus der Krise aber wie?

09.08.2007
Von Heike Littger

Nach zwei Monaten Pause komplett neuer Anfang

Der größte Netzwerkausrüster weltweit musste in den vergangenen Jahren lernen: Wer am Puls der Zeit sein möchte, muss seine Mitarbeiter auch darin schulen, wie sie die hohen Anforderungen verkraften können. Christoph Plur hat eine solche Schulung genutzt und sich zusammen mit elf weiteren Cisco-Mitarbeitern bei der Trainerin Colegrove angemeldet. Der Name des Seminars "Pressure Management" verwirrt, doch inhaltlich setzt das Training auf den wichtigsten Säulen von Resilienz auf. Zwei Tage lang hatte Plur Zeit für eine Bestandsaufnahme: Wie geht es mir? Was sagt mein Körper und was mein Geist? Wer oder was macht mir Stress? Und womit mache ich mir immer wieder selber Druck? Auf einem großen weißen Blatt hat der Business Development Manager dann seine Stressoren aufgeschrieben und dabei gemerkt: "Ich bin zu mir gnadenlos. Erst wenn alles perfekt ist, wenn ich die 120 Prozent erreicht habe, gebe ich mich zufrieden." Sein Lernziel für die Zukunft: Auch mal loslassen und sich mit 80, 90 oder 100 Prozent bescheiden.

"Resilienz ist das Endprodukt eines Prozesses, der Risiken und Stress nicht eliminiert, der es den Menschen aber ermöglicht, damit effektiv umzugehen", sagte Emmy Werner auf dem Züricher Kongress vor zwei Jahren. Daniel Zanetti hat diesen Prozess erfolgreich durchlaufen. Zwei Monate nach seinem Zusammenbruch kehrte er in sein Unternehmen zurück und krempelte den Laden um. Wer volle vier Jahre gearbeitet hat, hat Anrecht auf 30 Tage bezahlten Sonderurlaub, den er an einem Stück abfeiern muss. "Das kostet uns eine Stange Geld und beschert uns einen nicht unerheblichen organisatorischen Mehraufwand", so der Schweizer Unternehmer, "aber ich will und ich brauche leuchtende Mitarbeiter und keine, die sich ausgebrannt an die Tischkante krallen." Was ihn selbst betrifft: Er isst nicht mehr im Stehen, nicht im Gehen und auch nicht in einem überfüllten Lokal mit schlechtem Service. Er beherrscht sein Handy von zwölf bis 13 Uhr und von 19 bis 20 Uhr ist Funkstille. Nach Büroschluss setzt er sich zu seiner Familie und nicht alleine vor den Fernseher. Wenn der Duck zu hoch ist, sagt er Nein. Heute nicht, aber gerne übermorgen. Er geht 10.000 Schritte am Tag an der frischen Luft. Kinder, Familie, Sport, Ausgehen sind unumstößliche Terminkalendereinträge, ein jährlicher, umfassender Gesundheitscheck ist ebenfalls terminiert. Und wenn es doch mal arg kommt? "Dann weiß ich, meine Frau, meine Freunde sind immer für mich da." (hk)