Idee beim Laufen
Eine gute Idee hatten Barr und seine Mit-Läufer vor gut einem Jahr: "Ein paar von uns sind in eng anliegenden Kompressionsshirts gelaufen. Dabei haben wir uns gefragt, ob wir nicht dieselbe Technologie für das Obermaterial von Laufschuhen einsetzen könnten." Kompressionseinlagen stimulieren den Blutfluss im Körper.
Direkt nach der Mittagspause schnappten sich Barr und seine Kollegen Scheren, schnitten ein Kompressionsshirt auseinander und zogen es über einen Schuh. "Das fühlte sich so gut an, dass wir weitergemacht haben", sagt der 29-Jährige. Heute findet sich diese Idee im Energy Boost wieder, dem Top-Laufschuh von Adidas.
Etwas ganz anderes hat sich 3M (weltweit rund 30 Milliarden Dollar Umsatz, 88.000 Mitarbeiter) einfallen lassen. Die Entwickler des US-Technologiekonzerns bekommen in der Regel klar gesagt, was sie zu tun haben. Aber 15 Prozent ihrer Arbeitszeit dürfen sie für eigene Projekte aufwenden, die außerhalb ihrer Aufgaben und manchmal sogar abseits der 3M-Produktpalette liegen. Die berühmten gelben Post-it-Haftzettel zum Beispiel sind auch durch die 15-Prozent-Regel entstanden.
Die nutzte auch Adrian Jung, Spezialist für Industrieklebstoffe in der Entwicklungsabteilung der deutschen Niederlassung in Neuss bei Düsseldorf. Der 38-jährige Chemiker hörte immer wieder die gleichen Klagen von Kunden. Anwender, die Maschinenteile verkleben, waren sich zum Beispiel nicht hundertprozentig sicher, wann sie diese maximal belasten durften. Denn dem verwendeten Klebstoff war nicht anzusehen, wann dieser Zeitpunkt erreicht war. Ebenso wenig konnten sie abschätzen, ob der Klebstoff schon zu alt war und die optimale Wirkung verloren hatte.
Jung ergriff die Initiative und überzeugte seine Chefs, ihm 15 Prozent seiner Arbeitszeit für die Lösung des Problems zu überlassen. Er begann, mit Farben und Chemikalien zu experimentieren, die die Eigenschaften des Klebstoffs anzeigen sollten. Nach ersten Erfolgen durfte er sein Team sogar auf drei Mitarbeiter aufstocken. Am Ende kreierte Jung einen neuartigen "Ampelklebstoff", der die Härtung sichtbar macht: Verfärbt der Klebstoff sich nach dem Auftragen grün, dürfen Maschinenteile und andere Schwergewichte belastet werden. Wird er blau, wurde er zu lange oder falsch gelagert und muss ausrangiert werden. 3M wirbt nun damit, dass der Ampelklebstoff im Flugzeugbau oder bei Windkraftanlagen die Sicherheit erhöht.
Erfinder Jung bekommt dafür keine Prämie, sondern einen Anteil am Umsatz, weil das Patent auch auf ihn angemeldet wurde. Von jedem Euro, den 3M durch den Ampelklebstoff künftig einnimmt, geht ein kleiner Anteil an den Erfinder. Der Betrag kann sich, wenn es gut läuft, nach Auskunft des Unternehmens "zu einem zusätzlichen Monatsgehalt pro Jahr" summieren.
Eine ähnliche Regel wie bei 3M existiert auch bei Google: Die Mitarbeiter dürfen 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte aufwenden. Mit solchen Freiheiten will der Suchmaschinen-Gigant vor allem hoch spezialisierte Fachkräfte anlocken. "Softwareentwickler sind schließlich händeringend gesucht", sagt Google-Manager Stefan Keuchel. Bei Google arbeiten weltweit 25.000 Entwickler, etwa die Hälfte aller Mitarbeiter.
Um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, bietet der Internet-Konzern (Umsatz 2012: etwa 50 Milliarden Dollar) allerlei Freiheiten, von denen Beschäftigte vieler anderer Unternehmen nur träumen.
Kostenloses Mittagessen
Das Mittagessen in der Kantine ist kostenlos. Es gibt einen Games Room mit Kicker, Billardtisch sowie Xbox- und Wii-Spielkonsolen. Im komplett verdunkelten Quiet Room darf, wer mag, ein Nickerchen halten. Ein eigenes Fitness-Center mit zwei persönlichen Trainern rundet das Angebot ab. Seit Jahren zählt Google zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland.
- Der Traumarbeitsplatz eines Informatikers...
...befindet sich in IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzernen oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.600 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2013. - Platz 30: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. - Platz 27: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht. Hier im Bild die Max Planck Science Gallery in Berlin. - Platz 24: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete im Vorjahr auf Platz 22. - Platz 22: Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an. - Platz 21: Intel
Intel Open Network Platform Switch Reference Design - Platz 19: Electronic Arts
Computerspiele locken den IT-Nachwuchs. Spielehersteller Electronic Arts behauptete seinen Platz vom Vorjahr und teilt sich ihn mit einem Konzern... - Platz 19: Deutsche Telekom
Deutschlands größter TK-Konzern inklusive des größten IT-Dienstleisters T-Systems machte im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze gut. - Platz 18: Bundesnachrichtendienst BND
Der BND, hier im Bild die Zentrale in Berlin gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten. - Platz 17: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Auch diese Bundesbehörde hat einen festen Platz in den Top 20 der IT-Arbeitgeber. Im Vorjahr landete das BSI auf Platz 15. - Platz 16: Porsche
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Die VW-Tochter Porsche ist einer von fünf Autoherstellern unter den Top 20. - Platz 14: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr einen Platz im Ranking gut gemacht. - Platz 13: Crytec
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten. - Platz 12: Volkswagen
Um einen Platz konnte sich VW - hier die Golffertigung im VW Werk Wolfsburg - im Vergleich zum Vorjahr verbessern. - Platz 11: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Twenty. - Platz 10: Blizzard Entertainment
Von null auf Platz sechs gelang dem Spielerhersteller Blizzard Entertainment der größte Sprung im Vorjahr. Dieses Jahr vier Ränge schlechter. Vielleicht hat sich schon herumgesprochen, dass Blizzard in Deutschland gar keine Niederlassung hat? - Platz 8: Audi
Die VW-Tochter ist seit Jahren nicht nur für Ingenieure, sondern auch für Informatiker eine Top-Adresse, wenn es um Jobs geht. (Vorjahr Platz sechs). - Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor elf Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Hier im Bild die jüngst eröffneten Smart Mobile Labs von Siemens in München. - Platz 6: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im zweiten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2. - Platz 5: Apple
Die Beliebtheit von iPad und iPhone strahlt offenbar auf das Image als Arbeitgeber ab. ( Vorjahr Platz 3). - Platz 4: BMW
Von zehn auf Platz vier. Der bayerische Autohersteller wird unter Informatikern immer beliebter und hat auch zahlreiche offene IT-Stellen zu besetzen. - Platz 3: Microsoft
Im Great Place to Work-Wettbewerb als attraktivster Arbeitgeber in der It ausgezeichnet, landet die Gates-Company hier auf Platz drei und verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz. - Platz 2: SAP
Die Walldorfer Softwareschmiede hat mit Microsoft den Platz getauscht und rückt auf Platz 2 vor. - Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit fünf Jahren..... - ..bei Google arbeiten.
Mit 24,5 Prozent der Stimmen behauptet sich Google - hier das Entwicklungszentrum in München - auf Platz eins des Rankings. - Ob es an solchen Besprechungsräumen liegt?
Kritiker sehen darin bloß eine besonders intelligente Form des Unternehmens, möglichst viel aus den Leuten herauszuholen. "Mit dieser Tarnung verfolgen Unternehmen einen knallharten Zweck", schreibt der Bestsellerautor Martin Wehrle, der sich als Chronist des Büro-Wahnsinns ("Ich arbeite in einem Irrenhaus") einen Namen gemacht hat. "So bequem soll es sein in ihren heiligen Hallen, so heimelig und luxuriös, dass der Mitarbeiter gar nicht mehr nach Hause will", sagt Wehrle. "Der moderne Arbeitsplatz ist ein Fliegenfänger: Mit seinem süßen Duft lockt er die Mitarbeiter an - und dann bleiben sie kleben. Gerne 60, 70 Stunden pro Woche."
Vertrauen ist gut, Freiheit auch - aus diesem Grund fehlt in der Kantine der Sick AG die Kasse. "Wir vertrauen darauf, dass die Mitarbeiter den korrekten Betrag von ihrer Geldkarte abbuchen lassen", sagt Personalchef Andreas Grieger. Der Industriebetrieb im badischen Waldkirch stellt Sensoren her, die etwa die Kunstschätze im Pariser Louvre vor Diebstahl schützen.
Grieger ist zuständig für weltweit 6.300 Mitarbeiter, davon 3.000 in Deutschland, und spricht viel von Vertrauen und Eigenverantwortung. Die Mitarbeiter können ihre Arbeitszeit frei wählen, innerhalb eines weiten Korridors von 6.30 Uhr bis 19 Uhr. Sie müssen sich lediglich - eigenständig – absprechen, wer wann anwesend ist. Teams in der Produktion entscheiden gemeinsam über die Urlaubsplanung oder darüber, wann das Telefon mal ausgeschaltet wird, um ungestört arbeiten zu können.
Die Freiheiten gewährt der Sensoren-Spezialist eher der Not gehorchend. Denn Waldkirch nördlich von Freiburg im Breisgau liegt ziemlich ab vom Schuss. "Die Region ist zwar attraktiv, aber wir müssen geeignete Mitarbeiter erst einmal hierher locken", sagt Grieger. "Mit den flexiblen Arbeitszeiten und Entscheidungsfreiheiten können wir bei Bewerbern punkten." Im Gegenzug verlange das Unternehmen auch viel von der Belegschaft, immerhin wachse der Umsatz jedes Jahr zweistellig, im Geschäftsjahr 2012 auf 970 Millionen Euro.
Rund 750 Kilometer nördlich, in Velgen bei Lüneburg. In dem kleinen Dorf in Niedersachsen sitzt die Firma Deerberg – das Gegenteil von Amazon. Der Online-Handelsriese aus den USA fällt durch niedrige Löhne, permanenten Leistungsdruck und befristete Arbeitsverhältnisse auf, klagt die Gewerkschaft Verdi. Dass es auch ganz anders gehen kann, zeigt Deerberg.
Der mittelständische Versandhändler hat sich auf den Verkauf nachhaltig produzierter Mode spezialisiert. Der Umsatz legt regelmäßig zweistellig zu und hat inzwischen 55 Millionen Euro erreicht. Die Zahl der Mitarbeiter verdoppelte sich in den vergangen drei Jahren auf mehr als 400.