Rationalisierung im Bauer Verlag

10.01.1975

HAMBURG - Der Bauer-Verlag, der im Jahre 1975 sein hundertjähriges Jubiläum feiern kann, setzte bereits in den frühen sechziger Jahren Computer zur Betriebsorganisation ein.

Es begann mit einer Bull-Anlage Gamma 10, darauf folgte eine IBM 1401, es ging weiter mit einer IBM 360-20, dann zwei Anlagen IBM 360-30, und im Jahre 1970 wurde eine 360-50 installiert. Mit der 360-50 wurde bereits ein On-Line-System zur Vertriebssteuerung realisiert, das sämtliche Bereiche von der Disposition bis zum Versand umfaßte. Das System enthielt weiterhin ein Kontrollsystem für die Vertriebsleitung mit Führungszahlen wie Auflage und Remission.

An das System waren Bildschirme IBM 2260 angeschbossen.

Anfang 1972 wurde eine IBM/370-155 installiert. Dabei wurde das Organisationskonzept des bereits bestehenden On-Line-Verfahrens unverändert übernommen. Zu diesem Zeitpunkt kam Hans Ulrich zum Bauer-Verlag als Alleinverantwortlicher für die EDV.

"Als ich 1972 zum Bauer-Verlag kam, existierte eine sehr variantenreiche Konfiguration im Rechenzentrum.", berichtet Hans Ulrich "Ich habe eine historisch gewachsene Konfiguration vorgefunden, die unter dem Aspekt einer langfristigen Nutzung überarbeitet werden mußte."

Im Bauer-Verlag ist man stark vertriebsorientiert, d. h. 65 Prozent der gesamten EDV-Kapazität ist auf die Vertriebssteuerung ausgerichtet.

Die restlichen Aufgabenbereiche beziehen sich auf Abonnementverwaltung, Anzeigenwesen und die klassischen Standardanwendungen.

Unternehmensziel war nun, die bereits existierende Organisation beizubehalten unter Ausnutzung aller Kostensenkungsmaßnahmen," sagt Hans Ulrich.

Der erste Schritt war die Überprüfung der Konfiguration. Daraus resultierte unter anderem die Abmietung des IBM-Beleglesers 1287 und die Einführung einer einheitlichen Datenerfassung mit dem Nixdorf Sammelsystem 620. Nicht ausreichend genutztes Equipment wurde abgemietet.

Der darauf folgende Schritt war die Anmietung von 1 Mega Byte Kernspeicher von Itel.

12 IBM 3330 Plattenstationen wurden durch die IBM-kompatiblen Platteneinheiten von Itel mit gleicher Leistung abgelöst. Die Anmietung erfolgte im Mai 73.

Ein weiterer Schritt war die Umwandlung von Miete in Kauf des Itel Monolithspeichers und der Kauf von weiteren 500 K Byte Itel Monolithspeicher.

Momentan befindet man sich in der Umstellung, nämlich dem Übergang von der angemieteten IBM 370/155 auf eine geleaste IBM 370/155 Zentraleinheit über Leasco. "Unser nächster Schritt wird der Austausch von 10 Bandeinheiten 3420 gegen 9 Itel Bandeinheiten gleicher Leistungsfähigkeit sein, und wir werden im März 1975 diesen Schritt abgeschlossen haben" berichtet Hans Ulrich.

Die durchgeführten Rationalisierungsmaßnahmen und Kosteneinsparungen im Hause Bauer können durch drei Zahlen deutlich zum Ausdruck gebracht werden, nämlich die EDV-Kostenentwicklung von 1970 bis 1974.

1970:4,7 Millionen Mark

1972:9,2Milllonen Mark und

1974:6,9Millionen Mark. "Mit Gesamtkosten in Höhe von 6,9 Millionen Mark im Jahre 1974 haben wir uns dem Kostenoptimum genähert", so Hans Ulrich, "und während die Personalkosten vom Markt diktiert werden, erwarten wir, daß unsere Hardwarekosten in den nächsten zwei Jahren konstant bleiben werden".

Zur Situation, mit drei Vertragspartnern zurechtzukommen, bescheinigt Hans Ulrich den Firmen ein kooperatives Verhalten. "Bei auftretenden Problemen im EDV-Sektor ist die Zusammenarbeit der Geschäftspartner auf dem technischem Sektor ausgezeichnet."

Zum Kosten- und Leistungsvergleich meint Hans Ulrich abschließend: "Wir bezahlen heute insgesamt 214 000 Mark für die bestehende Konfiguration. Wie unsere Kalkulation ergab, würden wir für eine reinrassige IBM-lnstallation runde 340 000 Mark Monatsmiete bezahlen müssen. Trotz unserer Einsparung konnte darüber hinaus die Gesamtleistung im Rechenzentrum geringfügig gesteigert werden." ps