Rapport will 1024 Power-Kerne auf einen Chip packen

04.04.2006
Die im Silicon Valley ansässige Start-up will den Trend zu Multicore-Prozessoren auf die Spitze treiben.

Rapport, das sich in Privatbesitz befindet und in Redwoord City sitzt, vermarktet bereits einen Chip mit 256 einfachen und Strom sparenden Kernen, unter anderem für die Verwaltung von Video auf Mobiltelefonen. Ein Nachfolger mit 1024 Cores ("Kilocore") ist laut "Wall Street Journal" bereits für Mitte 2007 avisiert.

Rapport verwendet Power-Kerne von IBM und hat für sein Chipdesign außerdem Technik von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh in Lizenz genommen. Seine Chips sollen sich softwareseitig an ein breites Spektrum von Anwendungen anpassen lassen. "Was wir bauen, ist ein rekonfigurierbarer Parallelcomputer", erläutert Firmenchef Andrew Singer.

Der allerdings eignet sich nicht für alle Applikationen. Während aktuelle Allzweckprozessoren Daten in 32- oder 64-Bit-Happen verarbeiten, können die winzigen Rapport-Kerne jeweils nur acht Bit behandeln. Außerdem takten sie mit 125 Megahertz vergleichsweise niedrig. Laut Singer ist dieses Design aber hoch effektiv, wenn es darum geht, eine einfache Aufgabe gleichzeitig vielfach zu erledigen - zum Beispiel die Ausgabe individueller Bildelemente auf einem Computermonitor.

Rapport schätzt, dass schon sein aktueller 256-Kern-Chip bei manchen Anwendungen fünf bis zehn Mal schneller ist als herkömmliche CPUs - und das bei einer massiv geringeren Leistungsaufnahme von unter einem Watt. Zum Vergleich: Intels brandneue "Core-Duo"-Notebook-Prozessoren genehmigen sich zwischen 15 und 31 Watt. "Das ergibt Verbesserungen im vierstelligen Prozentbereich", erklärte IBMs Chief Technology Officer Bernie Meyerson. "Das sind dramatische Veränderungen in der Branche."

Allerdings muss dazu auch Software geschrieben werden, die von der massiven Parallelisierung der Rapport-Chips Gebrauch macht. Rapport habe da zwar "ein kühnes neues Design", bescheinigt Analyst Rick Doherty von der Envisioneering Group. "Die wirkliche Frage ist aber, wie schnell Code geschrieben werden kann, der das ausnutzt."

Im Mainstream-Computing setzt sich Mehrkern-Technik erst langsam durch - Intel und AMD führen gerade Dual-Core-Chips auf breiter Front ein. Bei Spezialanwendungen ist die Technik aber schon deutlich weiter. Als Beispiele wären der "Cell" von IBM, Sony und Toshiba mit neun Kernen, Suns Stromspar-Prozessor "Ultrasparc T1", die 24-Core-CPUs von Azul Systems für Java- und .NET-Applikationen oder die Spezialchips für Mobilfunkbasen von Picochip Designs aus England mit bereits mehr als 300 Kernen zu nennen. (tc)