Indische Softwerker eröffnen Niederlassung in Frankfurt

Ramco Systems will den deutschen ERP-Markt in Angriff nehmen

02.03.2001
FRANKFURT/M. - Fast schon als indische Antwort auf die deutsche Green-Card-Initiative könnte man den geplanten Markteintritt von Ramco Systems in Deutschland verstehen. Die im indischen Madras beheimatete Softwareschmiede ist auf ERP- und E-Business-Applikationen spezialisiert und hat über den asiatischen Markt hinaus auch bereits in den USA und einzelnen europäischen Ländern Position bezogen. Von Andrea Goder*

"Wir sind bereit für den deutschen Markt", zeigte sich Lakshmi Narasimhan, President von Ramco Systems, vor Journalisten in Frankfurt am Main zuversichtlich. Das hierzulande noch weitgehend unbekannte Softwareunternehmen, das 1989 im südindischen Madras gegründet wurde und Teil der seit 60 Jahren bestehenden Ramco-Gruppe ist, kommt ursprünglich aus dem ERP-Segment. Ramco bietet nach dem Baukastenprinzip ein Portfolio an Softwarekomponenten für betriebswirtschaftliche Prozesse, die Unternehmen flexibel an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können. Die ERP-Lösungen von Ramco ermöglichen den Angaben zufolge die Migration von der traditionellen ERP-Welt hin zu E-Business- und C-Commerce-Anwendungen (Collaborative Commerce). Im Mittelpunkt der Produktpalette steht dabei das komponentenbasierte Anwendungsentwicklungs-Framework "Virtual Works TM".

Mit weltweit 650 Kunden und knapp 40 Millionen US-Dollar Umsatz, die das 1300-Mitarbeiter-Unternehmen im Geschäftsjahr 1999/2000 erzielte, gehört Ramco zu den größeren und wachstumsstarken Softwareschmieden Indiens. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Umsatz dem Vernehmen nach um 75 Prozent gesteigert und außerdem ein kleiner Gewinn von 240000 Dollar ausgewiesen werden. Nur 38 Prozent der Erlöse wurden jedoch im letzten Jahr noch im Heimatmarkt und in Asien umgesetzt. Ramco hat sich bereits über den indisch-asiatischen Markt hinaus einen Namen gemacht und erzielt heute das Gros der Umsätze in den USA (42 Prozent). Seinen Anspruch auf Internationalität unterstreicht das indische Softwarehaus zudem mit Aktivitäten in der Schweiz und Großbritannien, woher bereits ein Viertel der Erlöse stammen.

Die vor sechs Jahren eröffnete Schweizer Niederlassung soll jetzt ein wichtiger Türöffner für den deutschen Markt sein. Ausgehend von der vor kurzem in Frankfurt am Main eröffneten Dependance planen die indischen Softwerker vor allem in der Startphase größere Investitionen in Deutschland. So soll innerhalb eines Jahres ein Mitarbeiterstamm aus 35 Beschäftigten aufgebaut werden. "Wir streben einen Mix aus deutschen und indischen Mitarbeitern an", erklärte Narasimhan in Frankfurt. Mittelfristig will Ramco - das Unternehmen ist in Indien bereits an drei Börsen gelistet und plant für dieses Jahr eine Notierung an der New Yorker Nasdaq - auch ein IPO am Neuen Markt in Frankfurt ins Auge fassen. "Diese Überlegungen befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium", schränkte der Ramco-Chef jedoch ein. Ebenso sei es im Moment noch zu früh, konkrete Aussagen zu den geplanten Umsätzen in Deutschland zu machen.

Neben modularen Softwarekomponenten sieht Narasimhan - wie seine Company mit Erfolg bereits in anderen Ländern praktiziert - auch in Deutschland gute Chancen für Offshore-Entwicklungen. Kunden werden dabei von Projektleitern vor Ort betreut, während die eigentliche Anwendungsentwicklung durch Softwareingenieure in Indien erfolgt.

Die Green-Card-Initiative der Bundesregierung sieht Narasimhan als "useful method", von der Ramco jetzt auch in Deutschland profitieren wird. In Indien werde die deutsche Job-Offerte sehr aufmerksam verfolgt, etwa durch regelmäßige Berichte in verschiedenen Publikationen. Der IT-Fachkräftsmangel ist nach den Worten des Ramco-Chefs allerdings nicht nur ein Thema der etablierten Hightech-Märkte. "Wir haben in Indien dasselbe Problem", betonte Narasimhan.

*Andrea Goder ist freie Journalistin in München

Abb: Ramco-Umsatzentwicklung

Ramco Systems - ein Global Player. Nur 38 Prozent der Umsätze wurden vergangenes Jahr im Heimatmarkt erzielt. Der Rest in Europa und den USA. Quelle: Ramco Systems