Lizenzgebühren auch für SDRAM-Speicher

Rambus zieht bei den Chip-Herstellern die Daumenschrauben an

11.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Nachdem sich die hauseigenen Rambus-Speicher nicht in gewünschtem Maße am Markt durchsetzen, fordert Rambus Inc. jetzt von allen Chipherstellern Lizenzgebühren für den Bau von SDRAM- und DDR-Chips.

Als bislang Dritter im Bunde hat nun auch die japanische Oki Electric Industry einen Lizenzvertrag mit dem kalifornischen Unternehmen Rambus Inc. geschlossen. Gegenstand der Verhandlungen waren allerdings nicht die Nutzungsrechte für den Bau von Rambus-Speichern. Vielmehr zahlt Oki für Patente, die zur Herstellung der herkömmlichen Speicherbausteine SDRAM- und DDR (Double Data Rate)-Speicher-Controller benötigt werden. Bislang konnten diese Techniken kostenfrei genutzt werden. Oki entrichtet an Rambus neben einer einmaligen Nutzungsgebühr vierteljährliche Abgaben, die wahrscheinlich mengenabhängig sind. Details wurden nicht veröffentlicht.

Vor Oki haben bereits Hitachi und Toshiba ähnliche Verträge mit den Kaliforniern geschlossen. Mehr als zehn weitere Hersteller von Speicherbausteinen verhandeln derzeit über die Nutzungsrechte, erklärte Avo Kanadjian, Marketing-Chef von Rambus.

Die Lawine wurde im Januar losgetreten, als Rambus Hitachi verklagte, weil es beim Bau von SDRAM-Speichern Patente verletze. Nach Insiderangaben sollen die Firmen für die Nutzung solcher Patente mehr zahlen müssen als für die neuartige Rambus-Technik, die nicht so recht aus den Startlöchern kommt. Einhellige Meinung der Industrie war bislang, dass Rambus-Speicher nur unwesentlich schneller sind als die SDRAM-Chips, aber deutlich mehr Geld kosten. Dies könnte sich jetzt ändern, wenn die Hersteller auch für die ältere Technik zur Kasse gebeten werden.

Industrie mit Aktien ködernOb es der Firma aus Mountain View damit gelingt, das Rambus-Design als Standard für moderne Speicherarchitekturen durchzusetzen, bleibt fraglich. Kürzlich hat Intel, bislang der wichtigste Verfechter der neuen Technik, erklärt, für den Pentium-4-Prozessor (Codename "Willamette") nicht mehr ausschließlich Rambus-Speicher einzusetzen. Vielmehr soll im nächsten Jahr ein Chipset auf den Markt gebracht werden, das die kostengünstigeren SDRAM-Chips mit 133 Meghahertz und die doppelt so schnellen DDR-DRAMs unterstützt. Rambus-Bausteine kosten rund dreimal so viel wie SDRAMs.

Der Schwenk von Intel kommt nicht von ungefähr, denn die Vormachtstellung des Chipkrösus ist durch Via Technologies und AMD ins Wanken geraten. Viele PC-Hersteller nutzen die kostengünstigeren Chipsets und Prozessoren dieser beiden Unternehmen, nachdem es zu Lieferverzögerungen und Fertigungsproblemen bei Rambus-Chipsets gekommen war.

Allerdings hat Rambus zwei weitere Trümpfe in der Hand: Erst kürzlich wurde der Ein-Gigahertz-Rambus-DRAM (RDRAM) angekündigt, der insbesondere den Pentium 4 unterstützen soll. Der mit 1066 Megahertz getaktete Speicherchip soll Daten um ein Drittel schneller transportieren können als die 800-Megahertz-Version. Bislang wollen Samsung, Hyundai, Toshiba, NEC und Infineon ab 2001 solche Speicher produzieren.

Das zweite Pfund, mit dem Rambus wuchert, sind die eigenen Firmenaktien. Ende Juni ist bekannt geworden, dass 1996 eine Vereinbarung mit Intel geschlossen wurde, die dem Hersteller kostenlos eine Million Aktien des Desinghauses zum damaligen Wert von je zehn Dollar sicherte. Allerdings musste sich Intel dazu verpflichten, dass 20 Prozent der verkauften Chipsätze über eine RDRAM-Schnittstelle verfügen. Ein Jahr später legte Rambus ein weiteres Marketing-Programm in Form von kostenlosen Aktien auf, von dem LG Semiconductor, Samsung und NEC profitierten. Noch zu haben sind die 70000 Aktien, die die drei Chiphersteller erhalten, die als erste zehn Millionen RDRAMs verkaufen.