House of Cards

Radiohead dreht Musikvideo ohne Kamera und Licht

15.07.2008
Von pte pte
Die britische Erfolgsband Radiohead mischt auch weiterhin mit unkonventionellen Methoden und IT-Verfahren den Musikmarkt auf.

Jüngstes Beispiel ist das aktuelle Musikvideo der Band, das ab gestern auf der Entwicklerplattform von Google zu finden ist. Der Clip zum Song "House Of Cards" aus dem aktuellen Album "In Rainbows" setzt dabei auf einen völlig neuartigen Ansatz. So wurden etwa für die Produktion des Videos keinerlei Kameras verwendet und auf jegliche Form von Licht verzichtet. Zur Visualisierung der eigenen Musik verlässt sich Radiohead stattdessen auf zwei neue IT-Verfahren, die mithilfe von Laser-Scans das Licht so einfangen, dass detaillierte 3D-Darstellungen von aufgezeichneten Objekten und der umliegenden Umgebung wiedergegeben werden können.

"Die aktuelle Präsentation des Musikvideos auf der Google-Plattform ist ein bislang einmaliges Projekt, das wir gemeinsam mit Radiohead realisiert haben", erklärt Kay Oberbeck, Sprecher von Google Nordeuropa, auf Anfrage von pressetext. Die Idee zum neuartigen Videokonzept stamme von der Band selbst. "Wir sind auf die Idee, ein Musikvideo ohne Einsatz von Kameras und Tageslicht zu produzieren, aufmerksam geworden und fanden sie sehr spannend", ergänzt Oberbeck. Im Grunde gehe es dabei auch einfach darum, aufzuzeigen, wie Informationen jeglicher Art visuell dargestellt werden können. "Solche neuen Wege der Datenvisualisierung, die fernab von traditionellen Mustern liegen, interessieren uns sehr", betont Oberbeck. Das aktuelle Projekt sei in dieser Hinsicht eine gute Möglichkeit, derart innovative Ansätze auszutesten. "Damit wollen wir zeigen, was man alles mit Informationen machen kann", so Oberbeck.

Ermöglicht wurde das "House Of Cards"-Musikvideo durch den Einsatz zweier neuer Technologien aus dem Informatikbereich. Erstere trägt den Namen Geometric Informatics und beschreibt ein Scan-System, welches strukturiertes Licht von Objekten einfängt und so deren Rekonstruktion in Form von dreidimensionalen, detaillierten Lichtbildern erlaubt. Die zweite eingesetzte Methode nennt sich Velodyne Lidar System. Hier drehen sich 64 Laser rund 900 Mal pro Minute um die eigene Achse und zeichnen dabei jedes kleinste Detail des Geschehens in der näheren Umgebung auf.

"Mir gefällt die Idee, Technologie in einer Art und Weise zu verwenden, für die sie eigentlich nicht konzipiert worden ist", erklärt Radiohead-Sänger Thom Yorke. Vor allem das Arbeiten ohne Kameras habe ihn von vorne herein sehr interessiert. "Ich finde den Gedanken, ein Video nur mit Hilfe von Lasern zu drehen, das dennoch echte Menschen und ihre Umgebung einfangen kann, sehr spannend", meint Yorke weiter. Um den innovativen Ansatz weiter zu verbreiten, will die Band die für die Entstehung des Videoclips benötigten Daten auch den eigenen Fans zugänglich machen. Diese können dann das bestehende Datenmaterial verändern und somit ihre eigenen kurzen Videoclips produzieren. (pte)