Neue IT-Strategie

Radikale IT-Restrukturierung bei Mainova

04.02.2016
Von Johannes Klostermeier

"IT-Agenda 2015" zur Restrukturierung

Im Januar 2013 war die Analyse abgeschlossen. Zunächst musste bis Februar der Vorstand informiert und von den geplanten Maßnahmen überzeugt werden. Im Mai 2013 stand die "IT-Agenda 2015" zur Restrukturierung - dann konnte die Sanierung beginnen.

Neue Energien werden immer wichtiger: Der Mainova Windpark Havelland.
Neue Energien werden immer wichtiger: Der Mainova Windpark Havelland.
Foto: Mainova

Lübckes Leute legten los - zusammen mit einer Gruppe von Führungskräften und einigen externen Partnern: Lexta für IT-Benchmarking, die Kostenanalyse und das IT-Service-Modell, PWC für die IT-Strategie, Bechtle für Client-Services und T-Systems für Netzwerk/TK. Sechs Projekte starteten parallel: Reorganisation, IT-Strategie, AM/PM/MPM (Anforderungs-, Projekt-, Multiprojektmanagement), Client 500 sowie "IT-Kosten EINS" und Drittmarkt. Das IT-Managementteam erwies sich als "sehr kompetent, gut vernetzt und extrem zielorientiert", lobt der IT-Chef zurückblickend.

Die Ziele der neuen IT-Strategie, die in nur drei Monaten entwickelt wurde, waren das Fundament für die Neuordnung.

Im Einzelnen ging es um:

• eine umfassende Konsolidierung

• eine Standardisierung auf wenige Plattformen wie SAP

• die massive Reduktion der Softwareprodukte

• eine deutliche Erhöhung der IT-Sicherheit

• nachhaltige Kostensenkung

• sowie die Professionalisierung der IT-Prozesse und die Schaffung von IT-Innovation.

"Die Themen alleine sind wahrscheinlich nicht berichtenswert, aber parallel und in Summe sowie in dieser Geschwindigkeit schon", sagt Lübcke.

IT-Board als Kernelement der Neuausrichtung

Die Mainova bildete neue Entscheidungsgremien, die, in Kombination mit der strategischen Ausrichtung, dazu beitragen sollten, dass die IT ihre Projekte und Aufgaben auch in Zukunft mit der richtigen Priorität angeht. Als kurzfristige Reaktion führte der Vorstand ein IT-Board als Kernelement der IT-Neuausrichtung ein.

Inzwischen, Ende 2015, ist ein Großteil der Baustellen beseitigt. Es gibt überarbeitete und neue Best-Practice-Prozesse, angelehnt an das Regelwerk ITIL, die helfen sollen, die Qualität zu steigern und die gleichzeitig in der IT für Transparenz sorgen. Dazu kommt ein Zonenmodell für das Prozess- und Büronetz, das der IT-Sicherheit dient. Vom Drittmarkt außerhalb des Konzerns hat sich die Mainova AG zurückgezogen.

Auch für Laternenlicht in Frankfurt am Main sorgt der Stromversorger.
Auch für Laternenlicht in Frankfurt am Main sorgt der Stromversorger.
Foto: Mainova

Von rund 3000 Softwarepaketen auf nur noch 565

Der Software-Dschungel wurde vom IT-Managementteam in einem zweijährigen Prozess mithilfe eines Software-Katalogs gelichtet. Die rund 3000 Softwareprodukte auf den Clients reduzierten sich dabei zunächst durch die Bereinigung der Versionen auf rund 1300. Danach wurden die redundanten Programme beseitigt und zukünftige Zielanwendungen festgelegt. Mit Stand heute sind es nur noch 565.

Pro Anwendungsfall gibt es jetzt nur noch eine Software für alle -und für jede Software nur noch einen Verantwortlichen. Denn Lübcke vermutet ansonsten wohl zu Recht: "Wenn sich keiner findet, dann gibt es wohl auch keinen Bedarf." Einmal in der Woche trifft sich ein Gremium und entscheidet über jede Veränderung.