Nur moderate Einkommenssteigerungen in der DV-Branche, aber:

Querschnittsberufe legen beim Gehalt zu

12.06.1987

GUMMERSBACH - Um das Dreifache können Gehaltswerte in der Position "Leiter Org./DV" auseinanderklaffen, stellt in einer Kienbaum-Studie Vergütungsexperte Erhard Schmidt fest. Konnten DV-Profis 1986 im Schnitt nur eine moderate Steigerungsrate bei ihren Einkommen verzeichnen, beobachtet der Gummersbacher weiter, machen sich indes für Mitarbeiter in "Querschnittsberufen" ihre Branchenkenntnisse zusammen mit dem DV-Know-how bezahlt.

Konnten Anfang der 80er Jahre noch beachtliche Gehaltssteigerungen in der EDV-Branche beobachtet werden, leg '86/'87 die durchschnittliche Steigerungsrate bei vier Prozent. 1980 verdiente ein "Leiter Rechenzentrum" 69 000 Mark. 1987 erhält er bereits

99 200 Mark pro Jahr. Dies sind Ergebnisse einer Gehaltsstruktur-Untersuchung für Führungs- und Fachkräfte in der Datenverarbeitung 1987 der Kienbaum Vergütungsberatung in Gummersbach. An der Erhebung beteiligten sich über 300 Unternehmen mit zirka 8000 Positionsmeldungen für 30 verschiedene EDV-Berufe.

Die angegebenen Gehälter sind Jahres-Gesamtbezüge, sie beinhalten Jahres-Grundgehalt plus variable Vergütungsbestandteile wie Prämien, Tantiemen, Boni etc. Nicht erfaßt sind dagegen die geldwerten Vorteile von betrieblichen Zusatzleistungen.

Da Aufgabeninhalt und Qualifikationsniveau dieser 30 Berufe zu unterschiedlich sind, läßt sich keine einheitliche Aussage über die Gehaltshöhe des "EDV-Mitarbeiters" treffen. Da Spektrum der durchschnittlichen Jahres-Gesamtbezüge reicht von 39 000 Mark für die Datentypistin bis zu 131 800 Mark für den "Leiter Organisation und Datenverarbeitung"

Wie weit die niedrigsten und höchsten Gehaltswerte einer Position auseinanderklaffen, zeigen die Gehaltsspannen. So liegt das Minimum beim "Leiter Organisation und Datenverarbeitung" bei 70 000 Mark und das Maximum bei 238 000 Mark pro Jahr. Beim "Leiter Rechenzentrum" erreichen diese Werte zwischen 56 000 und 175 000 Mark jährlich. Je niedriger das Qualifikationsniveau, desto geringer werden die Gehaltsspannen. Die teilweise tarifliche Einbindung dieser Mitarbeitergruppe hat eine engere Gehaltsstruktur zur Folge.

Die Gehaltshöhe wird neben der Angebots- und Nachfragesituation noch von einer Vielzahl von Einflußfaktoren bestimmt. Hierzu gehören zum Beispiel: Unternehmensgröße, Ausbildung, Alter/Berufserfahrung, Größe der EDV-Anlage, Standort und so weiter. Wenn auch größere Unternehmen ihre EDV-Mitarbeiter tendenziell besser bezahlen als kleinere, sind doch die wesentlichen Einflüsse zur Gehaltsbestimmung neben der Position: Alter/Berufserfahrung sowie die Größe der DV-Anlage, gemessen an ihrem Mietwert.

So erhält etwa ein "Leiter Organisation und Datenverarbeitung" bei einer Anlagengröße von 50 bis 100 TDM Miete pro Monat 120 000 Mark pro anno und bei einer Anlagengröße von 500 bis 1000 TDM Miete um 33 000 Mark jährlich mehr. Ähnlich sieht das Verhältnis bei einem "Organisator" aus, hier verdient der Mitarbeiter an der größeren Anlage 78 000 Mark, also zirka 12 000 Mark mehr als sein Kollege. Auch ein "Anwendungsprogrammierer" kann mit 64 700 Mark pro anno zirka 10 000 Mark mehr verbuchen als sein Kollege an der kleineren Anlage.

Die gleiche Tendenz läßt sich beim Alter erkennen. Wenn auch das durchschnittliche Einstiegsalter des EDV-Mitarbeiters bei 28 Jahren relativ hochliegt, erhält ein "Organisationsprogrammierer" 54 000 Mark jährlich. Mit 48 Jahren würde er bereits 73 300 Mark bekommen.

Ein weiteres Kriterium der Gehaltsbestimmung ist die Unternehmensgröße. Die Kienbaum-Studie zeigt, daß große Unternehmen oder Unternehmen mit großen DV-Abteilungen ihre Fachkräfte tendenziell besser vergüten als kleinere. Noch deutlicher jedoch ist dieser Trend bei den Führungskräften erkennbar. Eine Ausnahme bei den kleineren Unternehmensgrößen bilden die an der Untersuchung beteiligten Software-Häuser und Rechenzentren, die ihren Mitarbeitern im Durchschnitt um sieben Prozent höhere Gehälter zahlen.

Org-/DV-Leiter-Gehalt: Bis zu 30 Prozent Unterschied

Ein "Leiter Organisation und Datenverarbeitung" erhält im Schnitt in einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 31 bis 50 Millionen Mark ein Gehalt von 104 200 Mark im Jahr und in einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 500 Millionen Mark ein Gehalt von 151 900 Mark pro anno. Geht man im Fall des "EDV-Fachdozenten" von den gleichen Umsatzgrößen aus, so ergibt sich ein Verhältnis von 73 400 zu 88 300 Mark. Richtet sich der Vergleich nach der Anzahl der EDV-Beschäftigten, so wird zum Beispiel ein "Leiter RZ" bei 11 bis 20 DV-Mitarbeitern mit durchschnittlich 84 300 Mark pro anno und in einem Unternehmen mit über 140 DV-Beschäftigten mit 122 500 Mark vergütet.

Allgemeiner Trend zu Höherqualifizierung

Eine qualifizierte Ausbildung macht sich nach wie vor bezahlt. Ebenfalls läßt sich bei den Führungs- und Fachkräften in der DV sowie auch in anderen Wirtschaftsbereichen ein Trend zur Höherqualifizierung erkennen. Während in kleinen und mittleren Unternehmen die Volks- und Realschüler noch überwiegen, kehrt sich dieses Verhältnis in größeren Unternehmen zugunsten der Fachhochschüler und Hochschüler um. Gleichzeitig nimmt das Gewicht der "Querschnittsberufe" zu. Sie lassen sich allerdings von ihrer Tätigkeit nicht eindeutig der DV zuordnen. Dieser neue Typus besitzt neben dem "traditionellen" DV-Wissen zusätzliche Branchenkenntnisse. Als Beispiel sei hier das Anwendungsgebiet der CAD/CAM- und NC/CNC-Bereiche genannt.

Die Kienbaum-Studie zeigt weiter, daß sich eine Gehaltsstruktur nach Städten und Regionen stark an der Angebots- und Nachfragesituation qualifizierter EDV-Mitarbeiter ausrichtet. So liegen Frankfurt und Düsseldorf mit ihren Ballungsräumen von beispielsweise Banken und Versicherungen mit durchschnittlich 13 Prozent über dem Gesamtdurchschnitt, gefolgt von München und Stuttgart mit zirka plus neun Prozent. Wirtschaftliche Unsicherheit und hohe Arbeitslosigkeit dagegen wie im Ruhrgebiet, lassen hier das Gehaltsniveau auf sieben Prozent unter den Durchschnitt sinken.

Der Anteil von Frauen in der DV bleibt auch weiterhin bescheiden. Läßt sich in letzter Zeit ein leichter Anstieg erkennen, so liegt der Anteilsdurchschnitt in den Führungspositionen bei vier Prozent und in den Fachpositionen - "Leiter Datenerfassung" und "Datentypistin" ausgeklammert - bei 15 Prozent. Auch in der Vergütung hinkt die Frau ihrem männlichen Kollegen mit einem Gehaltsabschlag von durchschnittlich 14 Prozent hinterher.

Größere Unternehmen bieten im allgemeinen die besseren betrieblichen Zusatzleistungen und besitzen damit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den kleineren Unternehmen in der Suche nach qualifiziertem Personal. In der DV erhalten 84 Prozent eine betriebliche Altersversorgung. Vermögenswirksame Leistungen erhalten 87 Prozent. Eine Unfallversicherung, auch für den privaten Bereich, besitzen 60 Prozent der Führungskräfte und 27 Prozent der Fachkräfte.