Quer denken schafft gerade Sicht

17.10.2003
Von Helga Ballauf

Seit 1997 ist Lucchesi bei der Comet Computer GmbH in München fest angestellt und hat als Handbuchspezialistin inzwischen den Seniorstatus erreicht. "Dieser Titel ist im Umgang mit Kunden wichtig, weil er Kompetenz signalisiert. Betriebsintern sagt er den Kollegen: Ich helfe bei fachlichen Problemen weiter."

Firma fördert Seiteneinsteiger

In der mittelständischen Firma ist Heimarbeit üblich, was Lucchesi genießt: "Zu Hause arbeite ich kreativer und effektiver." Als sie sich vor sechs Jahren bei Comet Computer vorstellte, wollte niemand ein Zeugnis sehen. Arbeitsproben genügten als Qualifikationsnachweis. Das hat zum einen damit zu tun, dass der Studienabschluss zur Technischen Redakteurin noch relativ neu ist. Zum anderen gehört es zur Firmenpolitik, Quereinsteiger zu fördern. Dafür verdienen sie anfangs weniger. "Der finanzielle Aufstieg kam erst nach einer Bewährungsprobe", erinnert sich die Autodidaktin. Manchmal überlegt sie, ob es nicht gut wäre, ein ordentliches Diplom zu besitzen. "Aber dann frage ich mich: Steht der Aufwand dafür?" Bislang lautet die Antwort: Nein.

An Arbeit mangelt es Lucchesi trotz IT-Branchenkrise nicht. Ganz im Gegenteil: Immer öfter lagern Herstellerfirmen das Schreiben einer gesetzlich vorgeschriebenen technischen Dokumentation an einen Dienstleister aus, weil der weniger kostet als eigenes Personal. Was die Qualität von Handbüchern angeht, sieht Lucchesi ein Problem: Sie gelten als Pflichtprodukt, und erst wenige Firmen sehen verständlich geschriebene Dokumentationen als Wettbewerbsfaktor, mit dem sie beim Kunden Punkte sammeln können.

Verschlungene Berufswege

Sie lässt sich in diesem Ziel nicht beirren. Ihr verschlungener Berufsweg, auf dem sie vom Telefonsupport über die Qualitätskontrolle bis zum Vertrieb viele verschiedene Bereich der Softwareherstellung kennen lernte, hilft ihr dabei, die Produkte aus der Position des Nutzers zu sehen - und zu erklären. Ihr Motto: "Quer denken bringt gerade Sicht."