Qualitaetsnorm ist in Vorbereitung US-Softwarehaeuser fuerchten japanische Handelsbarriere

07.07.1995

TOKIO (IDG) - Kaum ist der Streit um den Export von Luxuskarossen zwischen den USA und Japan beigelegt, zeichnet sich ein neuer Handelskonflikt ab. Nippons Regierung will offenbar die Zulassung von Software fuer den japanischen Markt von bestimmten Qualitaetskriterien abhaengig machen. Amerikanische Anbieter betrachten das als den Aufbau einer weiteren Handelsbarriere.

Das Japan Accreditation Board for Quality System Registration (JAB), eine Abteilung des Miti, scheint entschlossen, den sogenannten JIS-Z9901-Standard einzufuehren. Diese Qualitaetsnorm fusst auf Bestimmungen der International Standards Organization (ISO), die von der JAB modifiziert worden sind. Danach muessen Software-Anbieter bestimmte Kriterien erfuellen, wenn sie weiche Ware in Japan verkaufen wollen.

Wird diese Qualitaetspruefung eingefuehrt, von der sowohl Anwendungssoftware als auch der in Prozessoren eingebettete Microcode betroffen sein duerften, befuerchten US-Anbieter einen Anstieg der Entwicklungskosten von bis zu 30 Prozent fuer Produkte, die in Japan verkauft werden sollen. Die Einhaltung dieser Standards soll von JAB-Pruefern kontrolliert werden.

Amerikanische Anbieter wie Hewlett-Packard, Microsoft, IBM und Motorola erklaerten, solche Bestimmungen wuerden nicht zur Qualitaetsverbesserung ihrer Produkte beitragen. Ausserdem befuerchten sie, dass das JAB nur japanische Pruefer zulassen werde.

"Ich habe den Eindruck, dem JAB ist es mit dieser Sache sehr ernst", berichtete John Stern, Vice-President Asien der American Electronic Association (AEA).

Der Sprecher eines betroffenen Unternehmens erklaerte:

"Die US-Regierung hat das Miti bereits darueber informiert, dass dies den Eindruck einer Handelsbarriere vermittelt und man sich weitere Schritte vorbehalte, wenn keine Veraenderungen (an der geplanten Norm, Anm. d. Red) vorgenommen wuerden."

Obwohl Vertreter des JAB erklaeren, die Beteiligung an einer solchen Pruefung sei freiwillig, befuerchten amerikanische Unternehmen das Gegenteil. "Freiwilligkeit hat in Japan eine andere Bedeutung als bei uns. Hier heisst es, dass man sich beteiligen muss", sagte Stern. Der Vorschlag fuer die JIS-Z9901-Norm wurde zum ersten Mal im April dieses Jahres veroeffentlicht.

Bereits im Mai informierten amerikanische Industrierepraesentanten die US-Handelsvertreter und die internationale Handelsorganisation. Allerdings wurde das Thema angesichts der heiss diskutierten Handelsbarrieren fuer Autos und Autoteile zurueckgestellt.