Patente im Angebot

Qimonda-Ausverkauf geht in eine neue Etappe

26.10.2010
Die letzten Reste des insolventen Speicherchipherstellers Qimonda stehen zum Ausverkauf. Nun können auch die Patente offeriert werden.

Nach einer Einigung mit den ebenfalls pleitegegangenen US-Töchtern bietet Insolvenzverwalter Michael Jaffe nun die mehr als 9.000 Patente feil. Sie sollen entweder verkauft oder auf Zeit in Lizenz vergeben werden. Damit rückt das endgültige Ende der ehemaligen Infineon-Tochter wieder ein Stückchen näher. Die US-Töchter und die deutsche Seite hatten vor Gericht um Milliardensummen gestritten. Die Auseinandersetzung hatte die Verwertung der Patente behindert, weil kein Käufer hätte sicher sein können, dass nicht plötzlich ein Dritter Forderungen geltend macht. "Dieser Vergleich ist für uns ein wichtiger Meilenstein", sagte Insolvenzverwalter Jaffe am Montag in München.

Anstatt sich in jahrelangen Rechtsstreitigkeiten zu verheddern, hatten sich die beiden Seiten in London getroffen und mehrere Tage um eine Lösung gefeilscht. Was die US-Töchter im Gegenzug für die Überlassung der Patente erhalten haben, ließ Jaffe offen. Auch über den möglichen Wert der Erfindungen schwieg er sich aus. Ein Sprecher wollte keinerlei weitere Angaben machen.

Bei der Infineon-Tochter Qimonda hatten einst weltweit rund 12.000 Menschen gearbeitet. Das börsennotierte Unternehmen musste im Januar 2009 Insolvenz anmelden, nachdem ein drastischer Preisverfall bei Speicherchips zu horrenden Verlusten geführt hatte. Allein in Deutschland waren 4.600 Beschäftigte betroffen, neben der Zentrale in München vor allem im Dresdner Chipwerk. In den USA unterhielt Qimonda eine Fabrik in Richmond im US-Bundesstaat Virginia.

Der Verkauf unter anderem der Büroausstattung und von ersten Patenten hatte in München einen höheren zweistelligen Millionenbetrag eingebracht, wie aus Gläubigerkreisen verlautete. Der Verkauf der Chipmaschinen aus dem Dresdner Werk spielte demnach weit mehr als 100 Millionen Euro ein. Die weitläufige Fabrik selbst mit ihren Reinräumen ist allerdings noch zu haben.

Insgesamt rund 80 Mitarbeiter kümmern sich derzeit um die Abwicklung des einst so stolzen Chipkonzerns. Das Geld fließt den Gläubigern zu, darunter Lieferanten oder die Besitzer einer Anleihe. Größte Gläubiger sind die US-Töchter, mit denen umfangreiche Geschäftsbeziehungen bestanden. Infineon als ehemalige Mutter dürfte indes leer ausgehen. Die Schwierigkeiten bei Qimonda hatten dem Halbleiter-Konzern mehrfach die Bilanz verhagelt. (dpa/ajf)