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PwC-Studie: Firmen scheuen Aktienoptionen

22.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Klassische Aktienoptionen haben laut einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) als Mittel zur Mitarbeitervergütung an Bedeutung eingebüßt. Wie die Befragung von insgesamt 131 multinationalen Unternehmen ergab, sind viele Konzerne insbesondere stark verunsichert, inwieweit beispielsweise neue Bilanzierungsstandards ihre aktienbasierten Vergütungssysteme beeinflussen.

"Die neuen internationalen Bilanzierungsstandards IFRS und der neue amerikanische Standard zur Berechnung des angemessenen Wertes von Mitarbeiteroptionen (FAS 123R) haben in vielen Ländern Aktienoptionsprogramme stark zurückgedrängt", sagt Michael Bursee, Leiter der Vergütungsberatung bei PwC im Bereich Human Resource Services.

Die Anzahl der Unternehmen, die klassische Aktienoptionen ausgeben, ist seit der Untersuchung des Vorjahres um über 20 Prozent zurückgegangen. Zwar bleiben Aktienoptionspläne der populärste Typ aktienbasierter Vergütung, aber die PwC-Studie fand heraus, dass viele Unternehmen Abstand vom exklusiven Gebrauch der Optionen nehmen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sie die Optionen nach den neuen Bilanzierungsregeln als Kosten ausweisen müssen.

Die neuen Bilanzierungsregeln des International Accounting Standards Board (IASB) und des amerikanischen Rechnungslegungskomitees FASB sind bei zahlreichen Unternehmen sehr unpopulär. Die Hälfte der Befragten gab an, dass ihr Unternehmen die Ausweisung der Aktienoptionen als Kosten nicht befürworte, während sich nur 20 Prozent dafür aussprachen.

"Unsere jüngste Befragung unter deutschen Unternehmen kam zu dem Ergebnis, dass rund die Hälfte eine Neugestaltung ihrer Vergütungsmodelle mit langfristigem Anreizcharakter plant", erläutert PwC-Mann Bursee die Situation in Deutschland. Als Hauptgründe führten sie das Auslaufen der bisherigen Pläne, eine Verstärkung der Anreizwirkung sowie eine Anpassung an die Regelungen des Deutschen Corporate Governance Kodex an.

Die internationale Studie belegt zudem, dass Firmen weniger Optionen ausgeben und den Kreis der Mitarbeiter verringern, die sie erhalten. 56 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Zuteilung reduzieren wollen. Dieser Trend ist laut PwC auch in Deutschland erkennbar, jedoch konzentrierte sich die Zuteilung hierzulande ohnehin bereits auf die oberen Führungsebenen. Über ein Viertel der multinationalen Unternehmen gab an, dass sie die Optionspläne ersetzen wollen oder Alternativen prüfen. Weniger als fünf Prozent wollen die aktienbasierten Pläne jedoch ganz aufgeben. Die meistgenannten Alternativen der Unternehmen, die erwägen, ihre Programme umzustellen, waren Performance Shares, Restricted Stocks sowie virtuelle Aktionenoptionen (Stock Appreciation Rights, SAR). Hier hängt die Zuteilung der Aktien davon ab, ob gesteckte (Aktienkurs)-Ziele erreicht werden beziehungsweise das Arbeitsverhältnis fortbesteht.

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Bedeutung der Einhaltung rechtlicher und steuerlicher Vorschriften (Compliance). 37 Prozent der Befragten gaben an, dass Compliance die größte Herausforderung bei der Begebung weltweiter Aktienprogramme sei. Der Prozentsatz der Firmen, die ihre aktienbasierten Vergütungsprogramme jährlich überprüfen, ist von Jahr zu Jahr erheblich gestiegen. Großbritannien, die Niederlande und die USA - gefolgt von Deutschland - werden unter Compliance-Gesichtspunkten als die schwierigsten Länder betrachtet. Aktienbasierte Pläne werden dort zunehmend von den lokalen Steuerbehörden geprüft. Insgesamt glauben 64 Prozent der Befragten, dass ihre Pläne den Compliance-Anforderungen entsprechen. (mb)