Fachhändler zeigen Sportartikelkonzern die kalte Schulter

Puma überdenkt E-Commerce-Strategie

19.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Dass in der IT-Welt Wunsch und Wirklichkeit bisweilen weit auseinander liegen, hat kürzlich die Puma AG, Herzogenaurach, zu spüren bekommen. Der Sportartikelhersteller musste sein Online-Shopping-Konzept für Deutschland mangels Händlerbeteiligung vorläufig einstellen.

Mit dem Projekt "Puma Partner Online Shop" wollte Puma, in enger Kooperation mit dem Fachhandel, hierzulande in das E-Commerce-Geschäft einsteigen. Das Vorhaben stieß bei den Händlern jedoch auf wenig Gegenliebe: Bis Jahresfrist bekundeten etwa 70 Einzelhändler ihr Interesse, also weit weniger als jene 300 Teilnehmer, die sich der Konzern als Untergrenze für den Projektstart in diesem Frühjahr gesetzt hatte. "Der Sportfachhandel in Deutschland hat sich mit den Neuen Medien bislang wenig auseinander gesetzt und ist deshalb noch nicht so reif, wie wir es uns erhofft haben", stellt Klaus Bauer, Geschäftsbereichsleiter für Human Resources und Operations bei Puma, ernüchtert fest.

Dabei war das Prinzip denkbar einfach: Der Kunde sollte auf der Internet-Seite die Produkte auswählen und dann per Link an einen Laden in seiner Nähe verwiesen werden. Alles weitere hätte der Kunde direkt mit dem Händler über das Internet abwickeln können.

Folglich macht sich das Unternehmen über ein alternatives E-Commerce-Modell Gedanken. "Wir müssen die Sache erstmal neu überdenken", so Bauer. "Entweder wir starten einen zweiten Anlauf, oder wir versuchen, das ganze Thema im Hinblick auf eine einheitliche Lösung für ganz Kontinental-Europa neu zu definieren." Ein ähnliches Prinzip wie in den USA, wo die Kunden bereits seit Anfang letzten Jahres ihre Puma-Artikel direkt über die Website des Konzerns ordern können, steht für Deutschland nicht zur Debatte - allenfalls für Produkte, die nicht über den normalen Sportfachhandel abgesetzt werden. Offenbar will es sich der Konzern hierzulande mit dem Fachhandel nicht verscherzen.