Evolution in der Cloud

Public Infrastructure as a Service – ein Markt im Wandel

29.09.2016
Von 


Meike Stefanie Buch ist Junior Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit den Themenschwerpunkten Cloud Computing, IT-Infrastrukturen und Internet of Things. Zuvor war Meike Buch, neben ihrem Masterstudium im Bereich Information, Innovation und Management an der Universität Kassel, als wissenschaftliche Hilfskraft am Fachgebiet Wirtschaftsinformatik tätig. Dort beschäftigte sie sich unter anderem mit den Themen Cloud Computing, IT-Nutzung und Location Based Services.

Ein Ausblick in die Zukunft - it´s the Platform, Stupid

Microsoft hat auf der CeBIT 2016 die offizielle Technical Preview seiner Azure Cloud für Deutschland angekündigt und somit eine zusätzliche, eigenständige Public-Cloud-Umgebung für den deutschen Rechtsraum eröffnet. Diese soll vor allem den deutschen Mittelstand als Kunden gewinnen, aber auch attraktiv für europäische Nachbarn sein, da der deutsche Datenschutz ein großes Qualitätssiegel darstellt. Diese neue Public Cloud wird physisch gesehen komplett autark von der weltweiten Public Cloud Azure betrieben und begegnet somit den Datenschutzbedenken auf Seiten des Mittelstands, der mittlerweile bereit ist, seine Prozesse in die Cloud zu verlagern. Zudem ist auf der CeBIT auch die Open Telekom Cloud offiziell gestartet worden, die vorerst ebenfalls nur in deutschen Rechenzentren betrieben wird. Ob sich die Fokussierung auf die Themen Compliance und deutscher Datenschutz unter dem Gesichtspunkt der damit einhergehenden geografischen Beschränkung in Zukunft auszahlen wird, bleibt abzuwarten. Denn durch diese Beschränkung werden zwar die deutschen Datenschutzrichtlinien eingehalten, aber die globale Reichweite, um auch Kunden in anderen Ländermärkten zu erreichen, wird hierdurch erschwert.

Als vergleichsweise günstigster Anbieter auf dem deutschen Markt bietet ProfitBricks seinen Kunden reine Infrastrukturleistungen an. Da aber der Preis in dem Geschäft eher sekundär ist, was unter anderem die großen Marktanteile der verhältnismäßig teureren Anbieter AWS und Microsoft Azure belegen, ist daher fraglich, ob ProfitBricks mit diesem Geschäftsmodell und reinen Infrastruktur-Ressourcen sich zukünftig noch weiter Marktanteile sichern kann. Vor allem wenn man bedenkt, dass zum Beispiel auch die Google Compute Engine relativ niedrige Preise bietet, jedoch zusätzlichen gespickt ist mit weiteren Angeboten und innovativen Services, die Google nun konsequent mit Services für Unternehmenskunden erweitert.

IBM hat den Wunsch der Kunden im Markt erkannt und bemüht sich daher derzeit um die Integration von IBM Bluemix und Softlayer. Bislang sind beide Clouds nicht miteinander integriert, weshalb die Mehrwertdienste von Bluemix nicht so einfach auf der Infrastruktur von Softlayer betrieben werden können. Zusätzlich stärkt IBM die angestrebte Partnerschaft mit VMware, womit sich IBMs Cloud-Lösungen somit leichter in die Unternehmens-IT durch standardisierte Schnittstellen integrieren lassen. Bei VMware wurde hingegen zusätzlich zu dieser Partnerschaft kürzlich erst bekannt gegeben, dass 800 Mitarbeitern abgebaut werden sollen, vor allem im Bereich der Cloud-Plattform vCloudAir. Dies sind Hinweise darauf, dass sich VMware wahrscheinlich Schritt für Schritt aus dem Public-Clou- Geschäft zurückziehen wird, um sich mehr auf andere, für sie gewinnbringendere Unternehmensbereiche zu konzentrieren.

Nachdem die Alibaba Group ein zweites Data Center in den USA erbaut hat, plant das Milliardenunternehmen nun auch ein Rechenzentrum in Deutschland zu errichten. Mit Aliyun und der AliCloud tritt in Zukunft ein Konkurrent in den europäischen Markt ein, der das Potential besitzt, die etablierten Anbieter herauszufordern.

Welche Faktoren tragen dazu bei, dass ein Anbieter auf dem Public IaaS-Markt auch langfristig Erfolg hat und sich somit Marktanteile sichern kann?

  • Globale Verfügbarkeit von Rechenzentrumsstandorten

  • Innovationsfähigkeit und -Geschwindigkeit (zum Beispiel Microservices-Portfolio)

  • Gutes Preis-/ Performance-Verhältnis

  • Klare Positionierung/ USP der Services

  • Zukunftsfähigkeit des Anbieters und seines Angebotes

  • Funktionierendes Ökosystem und Partnernetzwerk

  • Offener Ansatz (Vermeidung eines Service-Lock-Ins)

  • Angebot von APIs zur Umsetzung von Infrastructure-as-Code

  • Verpflichtung zur Einhaltung von lokalen Datenschutzrichtlinien und Gesetzen (zum Beispiel RZ-Standorte in lokalen Ländermärkten)

Neben den Anbietern, sollte auch der IT-Entscheider diese Punkte auf seiner Watchlist haben, um bei einer künftigen Anbieterwahl nicht auf das falsche Pferd zu setzen. Denn aus der Vergangenheit zeigt sich, dass das alleinige Bereitstellen von Infrastrukturen nicht reichen wird, um langfristig am Markt zu bestehen. (haf)