Provider steht kurz vor der Pleite

Psinet geht die Luft aus

23.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Der unter Druck geratene Internet-Service-Provider (ISP) Psinet hat Investoren am Montag gewarnt, dass der Börsenwert des Unternehmens gegen Null tendiere und dass man wahrscheinlich nicht in der Lage sei, die Schulden in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar zurückzuzahlen.

Ob mit der im Herbst begonnenen Restrukturierung überhaupt noch etwas zu retten ist, wird mittlerweile auch von Psinet offiziell angezweifelt. Eine letzte Hoffnung setzt der US-Provider mit Sitz in Ashborn, Virginia, in die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, die Möglichkeiten zur Umschuldung erarbeiten soll.

Seit November sind die Experten von Goldman Sachs auf der Suche nach Käufern für das angeschlagene Unternehmen. Doch selbst wenn Psinet veräußert würde, wären die Schulden mit den Einnahmen durch den Verkauf nicht beglichen, meint Morningstar-Analyst Michael Hodel. Seiner Einschätzung nach wird es nicht mehr lange dauern, bis das Unternehmen Konkurs anmelden muss. Auch Thomas Watts, Analyst bei Merrill Lynch, schätzt den Wert der Aktiva von Psinet auf weniger als drei Milliarden Dollar. Damit würde der Schuldenberg die durch einen Verkauf erzielten Einnahmen erheblich übersteigen.

Vergangene Woche hatte Psinet angekündigt, die E-Commerce-Einheit Transaction Solutions für 300 Millionen Dollar an eine Investorengruppe unter der Führung von GTCR Golder Rauner LLC zu verkaufen. Mit dem Deal, der bis Ende April abgewickelt werden soll, hofft das Unternehmen, seine leeren Kassen wieder ein wenig füllen zu können. Auch die Beratungsdivision Psinet Global Solutions und eine Einrichtung in San Francisco, in der ursprünglich ein Web-Hosting-Center entstehen sollte, sind veräußert worden.

Psinet ist bei weitem nicht der einzige ISP, der mit massiven finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Laut Timothy Abbott, Analyst bei der Investmentbank Merrill Lynch, ist der Markt durch die Dotcom-Krise in den vergangenen zwölf Monaten um 75 Prozent geschrumpft. Während jedoch die Kurse der ISPs bei durchschnittlich sechs Prozent ihres Jahreshochs angelangt sind, ist die Psinet-Aktie auf 0,4 Prozent ihres einstigen Werts gefallen.