Schwere Zeiten für Internet-Service-Provider (ISPs)

Psinet Europe hofft auf Wachstum durch Zusatzdienste

08.11.2002
MÜNCHEN (sp) - Die Pleite von Psinet hat dem Europa-Geschäft des US-amerikanischen ISP zugesetzt. Mit neuen Gesellschaftern und einem erweiterten Portfolio hofft Psinet Europe, sich im Markt für IP-gestützte Services zu behaupten.

Zahlreiche Projekte sind den europäischen Gesellschaften durch den Konkurs der US-Mutter im vergangenen Jahr durch die Lappen gegangen. "Es wird dauern, bis wir das verdaut haben", räumt Aman Khan, Geschäftsführer von Psinet Deutschland, ein. Seit dem Verkauf der Europa-Aktivitäten an den Mischkonzern Israel Corp. und den US-Hoster Clearblue blickt der ISP jedoch wieder etwas optimistischer in die Zukunft.

Da mit dem Zugangsgeschäft kein Geld mehr zu verdienen ist, hofft der unter Psinet Europe firmierende Anbieter, der in Europa ein eigenes IP-Netz und fünf Hosting-Center betreibt, auf steigende Einnahmen in den Bereichen E-Business-Outsourcing und Security/VPN. "Vor zwei Jahren machte Access fast 85 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus - heute sind es 40 Prozent", so Khan. "Der Rest entfällt mittlerweile auf Hosting- und Security-Services."

Seiner Ansicht nach bietet Outsourcing viel Potenzial: "Wenn uns ein konservatives Unternehmen wie die Deutsche Post seine gesamten E-Commerce-Aktivitäten anvertraut, ist das ein Zeichen", argumentiert Khan. Für das laufende Geschäftsjahr sei zwar nicht mit einem Umsatzplus gegenüber 2001 (160 Millionen Dollar) zu rechnen. Ab 2003 werde das Hosting- und VPN-Geschäft aber um jeweils 25 bis 30 Prozent zulegen. Marktanteile reichen allerdings nicht, so Khan: "Wenn wir nur Hosting und VPN machen, passiert uns das Gleiche wie Level 3 oder Global Crossing." Angesichts der steigenden Kundenanforderungen komme ein ISP an Zusatzdiensten wie den Mittelstandslösungen, die Psinet derzeit mit dem Speicherhersteller Storagetek erarbeitet, nicht mehr vorbei.

Angesichts der schwachen Prognosen - der IP-Services-Markt soll in den kommenden Jahren nur um zehn Prozent per annum zulegen - steht der Breakeven für Psinet Europe noch in den Sternen. Laut Khan schafft es jedoch zurzeit kein ISP, Gewinn zu schreiben. Das Provider-Sterben der vergangenen 18 Monate habe der Branche geschadet. "Aber wer bis heute überlebt hat, der weiß, worauf es ankommt."