Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Tandy und Faraday:

PS/2-Clones kurz vor Markteinführung

15.04.1988

MENLO PARK/FORT WORTH (CW) - Die ersten beiden Clones der PS/2-Rechner von IBM mit Mikrokanal-Architektur kommen jetzt von den US-Unternehmen Faraday Electronics und der Tandy Corporation auf den Markt. Faraday Electronics hat einen Rechner vorgestellt, der dem PS/2-Modell/50 entspricht. Tandy zeigt Marktkennern zufolge auf einer Pressekonferenz am 21. April dieses Jahres einen Clone des Modells/80. Der Tandy-Rechner basiert auf einem mit 20 Megahertz getakteten Prozessor 80386 von Intel und soll über einen Hauptspeicher mit 2 MB RAM verfügen, der sich auf 16 MB aufrüsten läßt. Zur Grafik-Darstellung hat er ein VGA-Board von IBM mit 16 Bit. Obwohl der Preis für das funktionsgleiche Gerät noch nicht feststeht, will Tandy den Rechner um rund 20 Prozent billiger anbieten als der Marktführer. Nach Angaben eines Firmensprechers sollen frühere Lizenzvereinbarungen mit Big Blue das Unternehmen vor einer Klage schützen.

Faraday Electronics hat bei seiner Clone-Vorstellung das Betriebssystem OS/2 auf dem Nachbau laufen lassen - ein Schlüsseltest für einen PS/2-kompatiblen Rechner. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen die Markteinführung von ROM-Bios-Chips an, die zusammen mit einem entsprechenden Controller des US-Unternehmens Western Digital die Mikrokanal-Modelle /50 und /60 emulieren. Diese Bausteine stammen aus einer Gemeinschaftsentwicklung mit dem Third-Party-Unternehmen Phoenix, dessen Chips sich heute in 70 Prozent aller XT- und AT-Clones finden. Einem Phoenix-Sprecher zufolge ermöglichen es diese Bios-Bausteine jedem interessierten Unternehmen, sich ein Stück vom PS/2-Kuchen abzuschneiden. Bis zum zweiten Quartal dieses Jahres kommt ein Bausatz auf dem Markt.