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Prozess zwischen US-Justiz und Oracle startet in San Francisco

07.06.2004

Vor einem Bezirksgericht in San Francisco beginnt am heutigen Montag der Prozess zwischen dem US-amerikanischen Justizministerium und Oracle. Die Kartellwächter hatten im Februar dieses Jahres Klage gegen den Datenbankspezialisten eingereicht, um dessen feindlichen Übernahmeversuch gegenüber dem Wettbewerber Peoplesoft abzublocken. Vertreter des Justizministeriums argumentieren, eine Akquisition würde zu Lasten des Wettbewerbs im Markt für Geschäftsapplikationen für große Firmen gehen. Sollten Oracles Pläne gelingen, gebe es neben SAP nur noch einen nennenswerten Konkurrenten in diesem Segment. Die Folge könnten steigende Preise für die Kunden sein. Oracle verweist dagegen auf zahlreiche weitere Konkurrenten, die auch in Zukunft den Wettbewerb sicherten. Außerdem versuche derzeit mit Microsoft

ein weiteres Branchenschwergewicht diesen Markt zu adressieren.

Anwälte beider Seiten werden am heutigen Montag ihre Eröffnungs-Plädoyers vor Richter Vaughn Walker halten. In der Folge bekommt jede Seite zwei Wochen Zeit, ihre Sicht des Falles darzulegen. Den Anfang macht das Justizministerium. Experten rechnen mit einer Prozessdauer von etwa einem Monat. Nach den darauf folgenden Beratungen des Gerichts könnte bereits im August das Urteil feststehen. Sollte die unterlegene Partei Berufung einlegen, was zu erwarten ist, dürfte sich das Verfahren jedoch bis mindestens 2005 hinziehen.

Insidern zufolge werde viel davon abhängen, welche Seite den Richter von ihrer Definition des Marktes überzeugen kann. Dazu werden Oracle und die US-Justiz in den nächsten Wochen zahlreiche Zeugen aufrufen. Die Kartellwächter wollen Professoren, Unternehmenskunden sowie Doug Burgum, Leiter des Bereichs Business-Applikationen von Microsoft, in den Zeugenstand rufen. Burgums Aussage soll belegen, dass die Redmonder nicht beabsichtigen, ihr Geschäft in das Segment für konzernweite Business-Lösungen auszuweiten. Oracle will unter anderem Steve Mills, Chef von IBMs Softwaresparte, und den SAP-Manager Richard Knowles aufrufen. Außerdem wollen die Anwälte des Datenbankspezialisten den Peoplesoft-CEO Craig Conway in ein sechstündiges Kreuzverhör nehmen. Branchenkenner befürchten jedoch, dass nur wenige

Details des Verfahrens aus dem Gerichtssaal in die Öffentlichkeit gelangen. Im Vorfeld des Verfahrens hatten Kunden wie Konkurrenten darum gebeten, Material, das sie dem Gericht zur Verfügung gestellt hatten, vertraulich zu behandeln, da es sich teilweise um geschäftskritische Daten handle. (ba)