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Prozess gegen Anbieter von DVD-Kopiersoftware läuft an

16.05.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In einem Prozess, den der Verband der amerikanischen Filmindustrie MPAA (Motion Picture Association of America) gegen den Anbieter von DVD-Kopiersoftware 321 Studios führt (Computerwoche online berichtete), haben die Anhörungen begonnen. Die Kontrahenten stritten sich vor allem über die Technik "CSS" (Content Scrambling System), mit der DVD-Signale verschlüsselt werden.

Die Software von 321 Studios basiert auf einem so genannten DeCSS, der digitale Kopien möglich macht. Der Hersteller argumentierte, dass es sich bei CSS nicht um einen Kopierschutz handle, sondern um einen Zugangsschutz. Das US-Urheberrechtsgesetz DMCA (Digital Copyright Millennium Act) verbiete jedoch lediglich das Umgehen von Kopierschutztechniken. Außerdem wollen die Anwälte eine Rücknahme des in den USA heftig umstrittenen DMCA erreichen. Das Gesetz sei verfassungswidrig, da es die "Fair Use" genannten Nutzungsrechte der Bürger in unzulässiger Weise einschränke.

Es sei keine legitimes Recht, DVDs komplett zu kopieren, entgegnete der MPAA-Anwalt Russell Frackman. Fair Use umfasse lediglich das Abspielen der Silberscheiben in einem Player. Frackman, der bereits die Plattenindustrie im Rechtsstreit gegen Napster erfolgreich vertreten hatte, rechnet sich gute Chancen aus, auch diesen Prozess zu gewinnen. Es gebe zwar unterschiedliche Urteile zu DeCSS, jedoch sei es mit Sicherheit illegal, die Technik kommerziell zu vertreiben.

Die MPAA will den Vertrieb der von 321 Studios angebotenen Programme "DVD X Copy" und "DVD Copy Plus" verbieten lassen. Außerdem soll 321 Studios alle aus dem Verkauf der Programme erzielten Einnahmen als Schadenersatz zahlen. Der Hersteller hat eigenen Angaben zufolge bislang mehr als 150.000 Kopien an den Kunden gebracht. (lex)