Proshare unterstuetzt die Zweierkonferenz Anwender teilen Dokumente und Applikationen in Echtzeit

12.08.1994

Zusammen mit der Telekom vertreibt Intel seit Mitte Juli die Software "Proshare". Das Personal-Conferencing-Tool bietet unter Windows zwei PC-Anwendern den gemeinsamen und parallelen Zugriff auf Informationen, seien es Dokumente oder Applikationen. Die Arbeitsweise dieses Werkzeugs und die Vorteile, die sich daraus ergeben koennen, beschreibt Johann Baumeister.

Eingebettet in die Windows-Systemumgebung, bietet Proshare eine grafische Benutzeroberflaeche. Der Ablauf einer Arbeitssitzung mit dem Produkt laesst sich in folgenden Schritten umschreiben: Der Anwender initiiert eine Verbindung zum Partner durch Auswahl aus einer Namensliste. Besitzt der Partner kein Pro-

share, so kann ihm eine Runtime-Version des Produkts gesendet werden. Als Uebertragungsmedium unterstuetzt die Software das Telefonnetz oder PC-LANs (Novell, Netbios, Lantastic, Windows for Workgroups und LAN Manager). Der Transfer einer Runtime-Version ist jedoch nur bei der Kommunikation via Modem moeglich.

Ist der Kontakt hergestellt, sehen beide Partner das gleiche Dokument und sind in der Lage, es zu manipulieren. Aenderungen uebertraegt Proshare durch Synchronisation mit der Gegenseite. Das Dokument wiederum erscheint in Form eines Notizblocks, in dem beide Benutzer blaettern koennen. Der Aufbau einzelner Seiten orientiert sich an den Windows-Gegebenheiten. Durch Cut-and-paste- Funktionen lassen sich Ausschnitte aus anderen Fenstern kopieren. Darueber hinaus koennen auch Fremdformate (Excel, Wordperfect, Winword, Powerpoint, 1-2-3 etc.) direkt ueber eine Importoption eingelesen werden. Ist das Quellprogramm OLE-faehig, so bewirkt ein Doppelklick auf das in den Notizblock importierte Dokument einen Start der betreffenden Anwendung.

Fuer Notizen, die nicht uebertragen werden sollen, laesst sich am Bildschirm ein privater Arbeitsbereich einrichten. Zur Festlegung eines bestimmten Themenspektrums kann der Notizblock nach Belieben aufgebaut werden. Andererseits ist eine dynamische Zusammenstellung der Informationen bei Brainstorming-Sessions moeglich.

Das Application-Sharing geht einen Schritt weiter. Hierbei arbeiten beide Benutzer mit der gleichen Applikation und aendern direkt das Dokument. Als Dokument ist in diesem Sinne der Arbeitsbereich einer Vorlage zu verstehen, etwa ein Text, ein Kalkulationsblatt oder eine Grafik. Durch einen Zeiger, der auf beiden Seiten sichtbar ist, kann gezielt auf bestimmte Stellen im Arbeitsblatt hingewiesen werden. Ferner existieren Stifte und Marker, um Passagen und Bereiche hervorzuheben oder zu streichen.

Insofern bietet Proshare eine Arbeitshilfe, mit der sich zum Beispiel Missverstaendnisse, wie sie am Telefon auftreten koennen, verhindern lassen. Auch Zeitverzoegerungen, die beim Brief- oder Faxverkehr entstehen, werden weitgehend reduziert. Vorteile soll Proshare auch in den Bereichen bringen, in denen bereits abgeschlossene Arbeiten nachtraeglich abgestimmt oder optimiert werden muessen, also etwa eine Zeichnung, ein Bericht oder Vertragstext beziehungsweise die Tabelle eines Geschaeftsberichts.

Die Proshare-Variante fuer Videokonferenzen soll sogar noch einen Schritt weiter gehen und Geschaeftsreisen ersetzen. Aber auch zu Praesentationszwecken ueber das Netz laesst sich das Tool einsetzen. Durch den Anschluss von Projektionsgeraeten an den PC koennen groessere Gruppen direkt am Geschehen teilnehmen. Vortraege, Schulungen, Ferndiagnose oder Wartung kommen als Anwendungen in Frage. Zu beachten ist allerdings die Begrenzung auf zwei Stationen. Bei der Kommunikation ueber das Telefonnetz sollte man wissen, dass die Gebuehren doppelt zu Buche schlagen.

Intel liefert das Produkt in drei Varianten: Die Standard-Edition (rund 300 Mark) bietet das zuvor beschriebene Dokumenten-Sharing auf der Basis des Notizblocks. Fuer 850 Mark erhaelt der Kaeufer die Premier-Edition zum Application-Sharing. Sie beinhaltet auch alle Funktionen des Standard-Release. Beide Ausfuehrungen sind reine Softwareloesungen und erfordern neben der bestehenden Leitung zum Datenaustausch von Proshare eine Telefonverbindung zur verbalen Kommunikation mit dem Partner. Das umfangreichste Paket hat Intel mit dem Videosystem 200 geschnuert. Unter Einbeziehung von Hardwarekomponenten mit Videotechnik und eines ISDN- Basisanschlusses sind hierbei auch Videokonferenzen mit Bewegtbild moeglich. Der Support der Produkte erfolgt ueber Intels Niederlassung in England. Johann Baumeister arbeitet als Systemanalytiker und Berater in Muenchen.