Kommentar/

Propaganda gegen den NC

26.07.1996

Auf meinen Arbeitsplatz kommt mir nur ein voll ausgestatteter PC. Nie würde ich freiwillig die Verfügungsgewalt über meine Daten an ein anonymes Netz, gar das World Wide Web (WWW), abtreten." Auf diese Grundeinstellung der Endanwender setzen derzeit erfolgreich Microsoft, Intel und die ganze Corona um das Wintel-Desktop- Monopol.

Doch die Wirklichkeit ist vielschichtiger. Die Firmen-PCs hängen nämlich meist am Datentropf der Unix-, AS/400-Systeme und Mainframes. Oft erfüllen sie nicht mehr Aufgaben als zuvor dumme Terminals. Hier bietet der NC mit einem Browser-Betriebssystem die einmalige Chance, die Benutzerumgebung von Server-Anwendungen ohne großen Aufwand zu modernisieren. Ganz abgesehen davon, daß bei der Ausstattung für 1000 oder mehr User jede Mark ins Gewicht fällt, die der NC weniger als der PC kostet. Außerdem ist der Netzcomputer leichter zu administrieren und muß nicht ständig nachgerüstet werden.

Angesichts solcher Argumente ist es billig, vor der Rückkehr der dummen Terminals in bunter Web-Verkleidung zu warnen. Fragt sich nur, ob die DV-Manager die kostengünstige Lösung gegen den Unwillen der Endanwender durchsetzen können. Klar ist jedoch: Wenn PC-Hersteller und Windows-Entwickler heute Stimmung gegen den NC machen, so ist das lediglich Propaganda in eigener Sache.