Projekterfahrung durch Fluthilfe

07.03.2003
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Bis sein Arbeitsplatz der internen Umstrukturierung zum Opfer fiel, hatte Ralf Lippold als DV-Koordinator für die Dresdner Verkehrsbetriebe AG gearbeitet. "Ostern 2002 stand ich auf der Straße. Auf meine Bewerbungen gab es zunächst wenig Rücklauf. Als endlich im Sommer die ersten Einladungen zum Vorstellungsgespräch eintrafen, kam auch die Flut." Der studierte Betriebswirt zögerte nicht lange und meldete sich einige Tage später für die Initiative "Hilfe für Dresden", der sich bald 150 ehrenamtliche Helfer anschlossen. In der eingerichteten Telefonzentrale gingen 1400 Anrufe am Tag ein, gearbeitet wurde rund um die Uhr.

Ehrenamt statt arbeitslos

Ralf Lippold
Ralf Lippold

Da die meisten freiwilligen Helfer nach vier Wochen wieder zurück in ihren Beruf gehen mussten, wurde ein ABM-Projekt genehmigt. Lippold zählte zu den wenigen Arbeitslosen, die logistische Erfahrungen mitbrachten - früher hatte er bei einem europäischen Dienstleister für den kombinierten Verkehr als Projektkoordinator für ein neues Programm zur Sendungsverfolgung gearbeitet. Darum übertrug man ihm die Leitung des ABM-Projekts mit 15 Mitarbeitern und die Koordination der Telefonzentrale. "Ich durfte zeigen, was ich alles leisten kann und war mein eigener Chef," so Lippold, der in der Telefonzentrale mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert war: Anfangs riefen viele Menschen an, die helfen wollten, nur nicht wussten wo. Später kamen die Fragen, wo sie den ganzen Sperrmüll entsorgen könnten. "Wir haben den Leuten geholfen, sich selbst zu organisieren", beschreibt Lippold.

Gestärkt durch diese neue Projektverantwortung in Ostdeutschland, verfolgte der 37-Jährige seine Bewerbungen weiter und ging entspannter in die Gespräche. "Ich habe einfach gesagt, was ich will und wo meine Stärken und Schwächen liegen. Ich organisiere lieber im Hintergrund, als dass ich vor vielen Leute präsentiere." Die Ehrlichkeit hat sich zusammen mit seiner beruflichen Erfahrung ausgezahlt: In wenigen Monaten tritt er seine neue Stelle bei einem Autokonzern im Bereich Transportlogistik/IT an. Sein Engagement für die Fluthilfe bereut er nicht: "Es bringt einen nicht weiter, zu Hause herumzusitzen. Arbeitssuchende sollten möglichst früh handeln, nicht lange diskutieren, sondern neue Wege ausprobieren."