Buchtipp

Projekte der Generation Y

10.03.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Wissens- und Projekt-Management wachsen immer mehr zusammen. Die Zukunft beider Disziplinen liegt in der Vernetzung. So ein gerade erschienenes Buch.

Nicht weniger als eine Revolution der Arbeitswelt hat Doris Weßels ausgemacht. In dem von ihr herausgegebenen Sammelband stellt die Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel die Auswirkungen dieser Revolution auf die Wissens- und die Projektarbeit vor. Das Buch mit dem Titel "Zukunft der Wissens- und Projektarbeit" ist soeben bei Symposion Publishing in Düsseldorf erschienen.


Buch-Steckbrief

Titel: Zukunft der Wissens- und Projektarbeit.

Herausgeberin: Doris Weßels.

Verlag: Symposion, Düsseldorf (2014).

Umfang: 289 Druckseiten.

Preis: 49 Euro im Buchhandel.

Extras: Freischaltcode für Web-App, PDF-Version zum Download, Kindle-Version und iPad-App im Buch.

Schnelle Veränderungen in fließenden Welten

Angeregt zur Herausgabe des Werks wurde Weßels nach eigenem Bekunden dadurch, dass sie nicht nur Projekt-, Wissens- und Informations-Management lehrt, sondern dabei auch tagtäglich die Generation Y in Gestalt ihrer Studierenden vor Augen hat. Dadurch erlebe sie intensiv die hohe Dynamik der behandelten Themen: "Während wir früher gradlinig wie ein Kanalschwimmer zum Ziel gelangten, wird uns nun bewusst, dass grundlegende Parameter sehr schnell gravierende Veränderungen in unseren ,fließenden Welten` hervorrufen und zudem in ihrem Auftreten kaum vorhersehbar sind."

Netze auf allen Ebenen und in allen Bereichen

Unter diesen Parametern versteht Weßels vorrangig "Netzwerke auf allen Ebenen, in allen Lebens- und Organisationsbereichen, die wie disruptive Innovationen sehr schnell etablierte Techniken, Methoden und Verhaltensweisen ins Wanken bringen". Die Vernetzung nach außen gewinne in den Organisationen an Bedeutung.

Das Projekt-Management muss sich neu definieren, und die Kompetenzen für Projekt-Manager stehen auf dem Prüfstand. Das bestätigt auch Reinhard Wagner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Projekt-Management (GPM), in seinem Grußwort: "Projekte werden zusehends als Mittel zur Umsetzung der Strategie begriffen - oder als Möglichkeit, Veränderungen zu organisieren, Wissen zu erwerben und Menschen auf vielfältige Weise miteinander zu vernetzen."

Projekte werden flexibler und unvorhersehbarer

Informationen und Wissen sind "vor dem Hintergrund der jüngeren Entwicklung mobiler Kommunikation" extrem schnell austauschbar, ergänzt Stefan Rehm, Vize-Präsident der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. (GfWM), im Vorwort. Das eröffne neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vernetzung. Parallel habe sich auch das Projektgeschäft verändert: Die Ergebnisse ließen sich vorab häufig gar nicht mehr detailliert bestimmen.

Der bewusste Umgang mit Wissen trage entscheidend zum Projekterfolg bei, beteuert Rehm. Deshalb könne sich der Projekt-Manager auch nicht mehr darauf beschränken, mit den klassischen Produktionsfaktoren Arbeitskraft, natürliche Ressourcen und Finanzen zu operieren. Er werde immer mehr zum Wissens-Manager.

Aber auch das herkömmliche Wissens-Management reiche nicht mehr aus, so der GfWM-Vorstand: Planen, Kontrollieren und damit direktes Steuern seien abzulösen durch agile Prozesse, Lernen und kreatives Gestalten von "Ermöglichungsräumen". Dazu gehöre auch das Aktivieren der Potenziale von "positiver Grundeinstellung, Freude, Sinnhaftigkeit, Haltung, Werteorientierung, Vertrauen".

Lineares - ein Relikt aus der Vergangenheit

Das weist tatsächlich weit über das althergebrachtet Projekt- und Wissens-Management hinaus. Wie aber sollen Wissen und Projektabeit nun konkret organisiert werden? Und was bedeutet das eigentlich für die Projekt-Manager? Wie sollten sie sich verhalten, wenn sie in den neuen "fließenden" Strukturen bestehen beziehungsweise sich für diese weiterqualifizieren wollen? Diese Fragen wollen Weßels sowie ein Dutzend ihrer Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Forschung in dem knapp 300seitigen Buch beantworten.

"Geprägt durch das klassische Führungsverhalten in Organisationen sind wir geneigt, mit klassischen Management-Ansätzen diese neue Komplexität beherrschbar gestalten zu wollen", schreibt die Wirtschaftsinformatikerin: "Dieses Verhalten ist zu erwarten, reicht aber nicht aus." Gradliniges Schwimmen und lineares Denken seien Relikte vergangener Zeit.

Neue Ansätze wie Design Thinking

Die 13 Beiträge des von Weßels herausgegebenen Buchs leuchten Hintergründe und Zusammenhänge des Komplexes Wissens- und Projekt-Management aus, geben aber auch praktische Hinweise und Erfahrungen zur Wissens- und Projektarbeit. Die Themen reichen vom "X-shaped Projekt-Manager für vernetzte Organisatio-nen" über neue Ansätze wie Design Thinking bis zur "Projektfinanzierung in vernetzten Stakeholder-Strukturen".

Trotz der unterschiedlichen Autoren und Themenschwerpunkte vermittelt das Buch einen homogenen Eindruck. Jeder Beitrag beginnt mit einer Inhaltsangabe und endet mit einer kurzen Zusammenfassung sowie einer umfangreichen Literaturliste.