Planung und Ausbau von Verkehrswegen beschleunigt

Projekt-Management-Software strukturiert Schnellbahnbau

29.11.1991

Verkehrsminister Günther Krause hat in seinem Ressort insgesamt 17 Projekte "Deutsche Einheit" vorgesehen. Diese Vorhaben bedürfen einer Strukturierung der Projektorganisation und -planung. Am Beispiel der Planungsgesellschaft Schnellbahnbau Hannover-Berlin GmbH zeigt Volker Brümmer*, wie die Schnellbahntrasse Hannover-Berlin mit Unterstützung der Projekt-Management-Systeme "Projekt/2" und "Qwiknet Professional" realisiert wird.

Von Hannover nach Berlin in weniger als zwei Stunden, das könnte noch in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre Realität werden. Dann nämlich soll die Bundeshauptstadt mit modernsten Zügen im 250-Stundenkilometer-Tempo an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen sein. Eine dieser Strecken ist die Schnellbahntrasse Hannover-Berlin, ein Teilstück der zukünftigen europäischen Hochgeschwindigkeitsachse von London nach Paris und dann über Brüssel, Köln, Hannover und Berlin nach Warschau.

Es muß kein Neuland mehr beschritten worden

Die Dringlichkeit des Ausbaus der Verkehrswege in den neuen Bundesländern veranlaßte Krause, Planung und Ausführung der Vorhaben stark zu beschleunigen. Hierzu gehört auch ,die Vergabe der Planungs- und Baumaßnahmen an ein privat-wirtschaftliches Unternehmen. Für die Schnellbahntrasse Hannover-Berlin zeichnet die Planungsgesellschaft Schnell-bahnbau Hannover-Berlin GmbH verantwortlich.

Der relativ kurze Zeitraum für die Realisierung dieses Projektes - ein Novum in der Bundesrepublik - ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß kein Neuland mehr beschritten werden muß. Die Bundesregierung hat gesetzliche Regelungen zur Beschleunigung der rechtlichen Absicherung veranlaßt.

Die neue Strecke verläuft soweit wie möglich parallel zur bestehenden Trasse und die Erfahrungen, die man bei der Schnellbahnstrecke Hannover-Würzburg gesammelt hat, fließen in das neue Projekt ein.

Nach Aussage des Leiters Projekt-Management bei der Planungsgesellschaft Schnellbahnbau Hannover-Berlin GmbH, Ulrich Eisenhuth, liegen die Planungsarbeiten für die neue Schnellbahntrasse im Zeitplan. Im Spätsommer 1992 will die Gesellschaft mit ersten punktuellen Baumaßnahmen beginnen. Von 1993 bis 1995 erfolgt der eigentliche Bau der Strecke. Die Streckenausrüstung soll bis Ende 1996 abgeschlossen sein, so daß im Frühjahr 1997 die ersten Testfahrten der Hochgeschwindigkeitszüge stattfinden können. Zur Abwicklung des Bauvorhabens hat sich die Planungsgesellschaft für das Projekt-Management-System Projekt/2 und Qwiknet Professional der PSDI Deutschland GmbH, entschieden. Projekt/2 ist ein modular strukturiertes und integriertes System zur Unterstützung des Termin-, Kapazitäts- und Kosten-Managements in großen Unternehmen und komplexen Projekten.

Vor der Entscheidung haben die Verantwortlichen in einer Marktstudie drei Produkte untersucht und auf spezifische Belange getestet. Letztendlich hat das umfassende Funktionsangebot zur Planung, Kontrolle und Steuerung beliebig komplexer Projekte den Ausschlag für Projekt/2 gegeben. Dazu gehören: - Terminberechnung, Kapazitätsplanung und Auftragssteuerung,- grafische Projektbearbeitung und Projektberichte sowie - relationale Informationsspeicherung und -abfrage.

Projekt/2 und Qwiknet Professional lösen das seit 1978 für Planungen und Bauvorhaben

bei der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Eisenbahn Consulting im Einsatz befindliche Projax von IBM ab. Projekt/ 2 wird als Basis-Software eingesetzt.

Die Planungsgesellschaft mußte allerdings die entsprechende DV-Umgebung neu konzipieren. Als Hardwareplattform steht eine VAX 4000/300 zur Verfügung.

Gerade bei einem Vorhaben wie der Schnellbahnstrecke Hannover-Berlin, bei dem unsachgemäße Planung und Koordination zu Verlusten in, Millionenhöhe führen können, werden an die eingesetzte Software hohe Ansprüche gestellt. Alle Anforderungen des Unternehmens- und Projekt-Managements sollen mit Projekt/2 und Qwiknet Professional schnell und vollständig realisiert werden.

Beispielsweise müssen die Planer bei der Schnellbahnstrecke über 1000 Objekte berücksichtigen, von der Bahnhofsuhr bis zu Brücken und Kanalüberquerungen. Hinzu kommt, daß die gesamte Strecke in vier Abschnitte aufgeteilt ist.

Terminberechnungen sind auf, verschiedenen Projektebenen möglich, wobei sich die Projektinformationen über viele Ebenen summieren lassen, etwa für detaillierte beziehungsweise verdichtete Projektübersichten. Dabei können je Projekt bis zu 101 verschiedene Kalender definiert werden: Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate. Vom Anwender definierbare Einheiten, zum Beispiel Schichten, sind ebenso möglich wie gemischt verwendbare Zeiteinheiten. Auch arbeitsfreie Tage, Überstunden und Arbeitspausen lassen sich in den Kalendern festlegen.

Bei einem Projekt wie der Schnellbahntrasse, das in einer Rekordzeit fertiggestellt werden soll, haben Planung und der Einsatz von Personal, Maschinen und Material große Bedeutung. Kosten- und Kapazitätsbedarf läßt sich mit Projekt/2 und Qwiknet Professional exakt planen und kontrollieren. Verfügbarkeit und Grenzen von Einsatzmitteln sind definierbar. Sie bestimmen die Berechnung der Termine und Aktivitäten.

Die Software meldet die Projekt-Fortschrittsdaten stichtagsbezogen. Die aktuelle Terminplanberechnung ist abhängig vom Projektfortschritt. Sämtliche Daten können auf den Fortschritt bezogen gemeldet werden, beispielsweise Ist-Start-Termin und/oder Ist-Ende-Termin, Fertigstellungsgrad in Prozenten, bisherige Dauer und/oder Restdauer.

Viele Anforderungen, so Eisenhuth, werden durch die über 60 Standardberichte und Projektanalysen, die in Projekt/2 zur Verfügung stehen, erfüllt. Individuelle Projektberichte ermöglicht ein Berichtsgenerator.

Die im Projekt-Management üblichen Grafik-Tools stehen zur Visualisierung der Projektinformationen in hoher Qualität und Vielfalt bereit, etwa Balkenpläne, vernetzte Balkenpläne, Netzpläne, Histogramme, Liniendiagramme und Strukturpläne. Die grafische Ausgabe ist auf Plottern und Bildschirmen möglich.

Für die Entwicklung firmen beziehungsweise projektspezifischer Anwendungen ist in, Projekt/2 das relationale Datenbanksystem Oracle integriert. Es bietet ein Standard-SQL-Interface, womit andere DV-Systeme mit Projekt/2 verknüpfbar sind. Ein Daten-Dictionary steuert die Zugriffe auf Projektinformationen und verwaltet sämtliche Daten- und Datenbankelemente.

*Volker Brümmer arbeitet als PR-Manager bei der 1 X 1 EDV-Marketing GmbH Montabaur.