Progress kauft sich ein SOA-Portfolio zusammen

01.07.2008
Mit Iona und Mindreef schlucken die Amerikaner gleich zwei Spezialanbieter für Service-orientierte Architekturen.

Die Konsolidierung im Markt für SOA-Komponenten hält an. Mit der irischen Softwareschmiede Iona und dem Testing-Spezialisten Mindreef verschwinden zwei weitere Anbieter vom Markt. Der Käufer, die amerikanische Progress Software, gehört mit einer Marktkapitalisierung von rund einer Milliarde Dollar und gut 1600 Mitarbeitern zu den mittelgroßen Playern im Markt. Von den Zukäufen erhofft sich CEO Joseph Alsop eine stärkere Wettbewerbsposition gegenüber Softwareschwergewichten wie IBM oder Oracle.

Iona ist mit seiner "Artix"-Linie vor allem für leistungsstarke ESB-Systeme bekannt (ESB = Enterprise Service Bus), die als Integrationsschicht in SOA-Umgebungen dienen. Daneben initiierten die Iren mit "Fuse" auch eine Open-Source-Produktlinie für den Aufbau von Service-orientierten Architekturen. Vor dem Aufkommen des SOA-Paradigmas offerierte Iona vor allem die Corba-basierende Middleware "Orbix".

Progress, das sich die Übernahme rund 162 Millionen Dollar kosten lässt, will eigenen Angaben zufolge alle drei Produktlinien weiterführen. Nach der Genehmigung durch US-amerikanische und irische Behörden rechnet das Progress-Management im September mit einem Abschluss des Geschäfts. Iona soll dann als hundertprozentige Tochtergesellschaft von Progress Software agieren.

Nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Pläne teilte Progress mit, ebenfalls die privat gehaltene Softwareschmiede Mindreef übernommen zu haben. Mit seinen "SOAPscope"-Tools hat sich der Anbieter auf das Testing von SOA-Anwendungen spezialisiert. Mindreef-Kunden hätten keinerlei Einschränkungen beim Support und beim Service zu befürchten, versprach Progress. Komplementäre Produkte

Man plane derzeit nicht, Produkte des Tool-Anbieters einzustellen. In einem Webcast Ende Juli sollen Kunden die strategischen Hintergründe des Deals erfahren. Die Produktpalette Mindreefs ergänze das eigene Angebot an SOA-Governance-Tools, erklärte ein Progress-Manager. Durch die Kombination der eigenen "Actional"-Produkte mit SOAscope sei Progress das einzige Unternehmen, das den gesamten SOA-Lebenszyklus mit Funktionen für SOA Quality, Validation und Runtime Governance adressiere.

Lob von Analysten

Analysten bewerten die Einkaufstour der Progress-Strategen überwiegend positiv. Sowohl der Iona- als auch der Mindreef-Deal bringen Progress Vorteile, kommentierte etwa Jason Bloomberg vom SOA-Beratungshaus Zapthink. Governance, Qualität und Management seien für SOA-Vorhaben wichtiger als die reine Middleware. Eigenen Angaben zufolge zählt Mindreef rund 3000 Anwender aus 1200 Unternehmen zu seinen Kunden, darunter 40 der Fortune-100-Companies.

Die Marktbeobachter von Zapthink gehen davon aus, dass noch mehr Anbieter von SOA-Plattformen ihre Stacks um Testing-Systeme erweitern. Als heißen Übernahmekandidaten in diesem Kontext nennen sie die Softwareschmiede iTKO.

Auch Ovum-Analyst Tony Baer erwartet weitere Übernahmen: "Der geplante Progress-Iona-Deal markiert einen weiteren Schritt zur unvermeidlichen Konsolidierung in der Middleware-Branche." Nach seiner Einschätzung haben Spezialanbieter wie Iona langfristig kaum Chancen, als eigenständige Unternehmen zu überleben. (wh)