Firmen suchen Bewerber mit breitem und tiefem Wissen

Programmieren reicht nicht

09.07.2001
Von in Alexandra
Mit harten IT-Qualifikationen in Programmierung, Netzwerken, Betriebssystemen oder Datenbanken haben Bewerber auf dem Arbeitsmarkt immer noch sehr gute Chancen. Allerdings sollten sie nicht nur in einem Bereich tiefes Wissen mitbringen, wie die jüngste Stellenmarktanalyse von CDI zeigt.

Viele Experten wollen von einer Abkühlung des IT-Arbeitsmarktes nichts wissen, sie sprechen lieber von einem „verlangsamten Beschäftigungswachstum“, von einer „kurzfristigen Irritation“. So auch die CDI GmbH, als sie ihre diesjährige Stelllenmarktanalyse vorstellte. Eine Stichprobe von 4000 Stellenangeboten, die in 20 Tageszeitungen und Fachzeitschriften sowie in fünf Online-Jobbörsen im Laufe des ersten Quartals 2001 erschienen sind, hat das Münchner Weiterbildungsinstitut untersucht, um zu ermitteln, welche Qualifikationen in den einzelnen Berufen gefragt sind. Ein wichtiges Ergebnis: Bewerber mit einem breiten und dennoch tiefen Wissen sind gesucht.

Der Softwareentwickler muss sich beispielsweise auch mit Datenbanken und Betriebssystemen auskennen und umgekehrt der Datenbankfachmann auch mit Softwareentwicklung. Diplominformatiker sind laut CDI in den klassischen IT-Berufen die gefragteste Gruppe. 37 Prozent aller Anzeigen setzen ein Informatikstudium voraus, andere technische Fachrichtungen ( 16 Prozent) sowie Wirtschaftsinformatik und Naturwissenschaften ( jeweils elf Prozent) sind weniger begehrt. Dass einige Firmen angesichts des Fachkräftemangels auch zu Kompromissen bereit sind, zeigen die Hinweise in 13 Prozent der Stellenanzeigen, dass „einschlägige praktische Erfahrungen durchaus ein Studium ersetzen können“.

Allerdings werden nur in jeder zehnten Anzeige Einarbeitungsmöglichkeiten angeboten. Damit signalisiert nur eine Minderheit der personalsuchenden Firmen, dass sie offen gegenüber Einsteigern und insbesondere auch gegenüber Quereinsteigern ist, die in der Regel noch keine so fundierten Kenntnisse wie etwa Diplominformatiker vorweisen können. Unter den klassischen IT-Berufen wurden Softwareentwickler sowie IT-Berater und -Organisatoren am meisten gesucht. Bei den Werkzeugen für Programmierer dominiert wie im vergangenen Jahr C++ (47 Prozent) vor Java (41 Prozent) und C (30 Prozent). Die für die Gestaltung von Web-Seiten relevanten Script- und Markup-Sprachen HTML und XML sind hier weniger gefragt, während sie im Multimedia-Bereich mit 53 Prozent sogar stärker gewichtet werden als die traditionellen Sprachen (47 Prozent).

Eine Vielzahl von Qualifikationen brauchen IT-Berater und- Projektfachleute, von denen in den Stellenanzeigen neben Englischkenntnissen vor allem Management- und Beratungswissen wie auch planerische und konzeptionelle Fähigkeiten gefordert werden. Auch Betriebssystem- und Netzexperten sollen sehr vielseitig einsetzbar sein: Die Bandbreite reicht von Administration über Installation bis zu Konzeption und Konfiguration. Im Bereich Netzwerke erwarten die Unternehmen von den Bewerbern fundiertes Wissen über LAN/WAN, Netzprotokolle wie TCP/IP oder ISDN sowie Server-, Sicherheits- und Hardwaretechnologien. Unter den Betriebssystemen haben sich Unix/Linux (44 Prozent) deutlich von Windows NT (30 Prozent) abgesetzt. Noch im vergangenen Jahr waren beide Systeme von den Unternehmen in den Stellenanzeigen gleich oft genannt worden. Kenntnisse von Windows 2000 wurden nur in sechs Prozent der Anzeigen vorausgesetzt, für CDI ein Signal, dass sich die Marktdurchdringung des Microsoft-Systems „aufgrund der hohen Migrations- beziehungsweise Investitionskosten erst zögerlich entwickelt“.

Unangefochten ist dagegen die Marktführerschaft der Oracle-Produkte im Bereich Datenbanken: In fast jeder zweiten Anzeige für Datenbankexperten wird vorausgesetzt, dass sie damit umgehen können, in nur 16 Prozent der Offerten wird DB2 von IBM genannt. Während CDI bei den klassischen IT-Berufen keine gebremste Nachfrage ausmachen konnte, ist diese im Multimedia-Umfeld Realität. Über die Hälfte der analysierten Stellenangebote richten sich an Multimedia-Programmier und –Designer. Kenntnisse in Script- und Markup-Sprachen werden sogar in 78 Prozent der Jobofferten vorausgesetzt, wobei HTML mit 30 Prozent immer noch vor Javascript (18 Prozent) und XML (acht Prozent) liegt. Letztere spielt dagegen im E-Business eine entscheidende Rolle. Ob Projekt-Manager, Berater, Entwickler oder Produkt-Manager – in zwölf Prozent aller analysierten Anzeigen gibt es mittlerweile einen direkten Bezug zum Thema E-Business und E-Commerce. Ein Indiz, dass dieser Bereich immer wichtiger wird.

Von dort aktiven E-Fachleuten werden in erster Linie gute Englischkenntnisse, Know-how in der Softwareentwicklung und oft auch einschlägige Berufserfahrung (60 Prozent) erwartet. Auch die Dekra Akademie bestätigt in ihrer aktuellen Stellenmarktanalyse, dass der Bereich E-Business/Internet immer wichtiger wird. Von den 7285 untersuchten Angeboten haben sogar mehr als die Hälfte einen Bezug zum E-Business und Internet. Während Entwickler und Berater besonders gefragt sind, fällt die Nachfrage nach Web- beziehungsweise Screendesignern oder Online-Redakteuren nur gering aus. Überrascht hat die Analysten der Dekra-Akademie auch, dass sich technische Trends nicht sofort in den Stellenangeboten niederschlagen. So sind zwar Customer-Relationship-Management und Marktplätzen schon seit Monaten in aller Munde, was aber nicht für Personalverantwortliche gilt. Auch Spezialisten für E-Learning, Content-Management oder Computer Based Training werden kaum gesucht – ganz im Gegensatz zu traditionellen Grafikern, Layoutern oder DTP-Profis.

Eine Renaissance erlebt der Stellenmarkt SAP nach dem Einbruch im vergangenen Jahr: Am meisten gesucht werden SAP-Berater und -Projektleiter (51 Prozent), was ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr ausmacht. An zweiter Stelle folgen die SAP-Anwendungsentwickler (21 Prozent). Unter den SAP-Anwendungskomponenten führt Finanzwesen vor Controlling sowie den Logistikkomponenten Materialwirtschaft und Vertrieb. Neben Multimedia, E-Business und SAP nimmt auch die Telekommunikation einen immer größeren Platz im IT-Stellenmarkt ein: Jehe zehnte Stellenanzeige stellt einen Bezug zur TK her, insbesondere Kenntnisse um Mobilfunkstandards wie UMTS, GSM oder WAP werden gefordert. Danach folgen Kenntnisse über Netzwerke, Softwareentwicklung und Betriebssysteme. Ganz oben auf der Wunschliste der TK-Firmen, von denen jede zweite weltweit tätig ist, stehen allerdings mit 67 Prozent die Englischkenntnisse. Unterstrichen wird dieser Wunsch nach dem international einsatzfähigen Mitarbeiter noch dadurch, dass jede vierte Stellenanzeige in Englisch abgefasst ist.

Wichtiger ist in diesem Jahr auch der CAD-Stellenmarkt geworden. Mittlerweile entfallen acht Prozent der IT-Jobs auf diesen Anwendungsbereich. Zwei Drittel der Angebote richten sich an Konstrukteure und Ingenieure. Bei den CAD-Softwareprodukten hat sich Catia (20 Prozent) knapp vor Autocad (19 Prozent) und 3D-CAD (16 Prozent) durchgesetzt.