Programm-Qualität

20.09.1978

Manch hochfahrende Theorie ist von den Banalitäten der Praxis schon auf dem Boden der Wirklichkeit geplättet worden daß vom einst multidimensionalen Denkansatz bloß noch eine, dünnschichtige Peinlichkeit blieb.

Als Prof. Dr. Erwin Grochla beim BIFOA Fachseminar "Wirtschaftliches Programmieren" über die Schwerfälligkeit der Praktiker spottete, die oftmals die Füße überhaupt nicht vom Boden wegbrächten (aber über die Wissenschaft loszögen, weil diese nicht auf dem Boden der Realität stünde), da wurde quasi der Abstand des Problemlösers zum Problem das Maß aller Dinge.

Dabei hat dieses Seminar einmal mehr bewiesen, wie mutig doch die Praxis ist, die ja nicht für sich in Anspruch nehmen darf: "Wir gehen diesen Weg, um nachzuweisen daß er ungangbar ist".

Denn wie lautete die Antwort eines Referenten so bündig, als er gefragt wurde: Können Sie etwas über die Kostenrelevanz der IPT-Einführung sagen? "Wir haben IPT nicht unter Kosten-Gesichtspunkten eingeführt."

Der Programmierkunst ganzer Jammer faßt mich an: Da wollen vierhundert Byte-graue Software-Profis mit nachhause nehmen was denn nun strukturierte Programmierung, Jakson-Methode, HIPO oder eben IPT auf der betriebswirtschaftlichen Seite bringen - und was erfahren sie: Wieweit sich der Anwender und jener Anwender mit dem Werkzeug und der mit dieser Methode vorgewagt hat und was man alles machen kann.

Sicher trifft zu, daß man über den Nutzen und die Auswirkung eines Programmier-Werkzeuges erst dann reden kann, wenn Ergebnis vorliegt. Doch: Wer programmiert denn schon ein und dasselbe Problem zeitgleich nach Vorväter- und moderner Art?