Professoren verlangen bessere Arbeitsbedingungen "Ausbau der Fachhochschulen geschieht nur in Sonntagsreden"

09.12.1994

MUENCHEN (CW) - Wirtschaftsinformatik-Professoren an Fachhochschulen beklagten auf ihrer Jahrestagung in Dresden die mangelnde Unterstuetzung durch den Staat. Dieser erkenne zwar ihre Bedeutung an, tue aber zuwenig. Waehrend bei den meisten technischen Studiengaengen - unter anderem auch unter dem Einfluss der Rezession - die Zahl der neu eingeschriebenen Studenten stagniert und zum Teil zurueckgeht, herrscht in der Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen Hochkonjunktur. Das Verhaeltnis Professor zu Student betraegt eins zu 38, wuenschenswert sei dagegen eine Relation von eins zu zehn bis zwoelf, heisst es im Abschlussprotokoll der Dresdener Tagung. Dem Staat wird vorgeworfen, dass er sich zuwenig fuer die FH-Belange engagiere, und wenn es zu Verbesserungen komme, dann seien diese von quantitativer und nicht von qualitativer Art.

Abgrenzung von Berufsakademien

Eindeutig bezogen die Professoren Stellung zur Integration des Berufsakademie-(BA-)Konzeptes in die Fachhochschule. Sie stellten fest, dass die BA eine "berufsschulorientierte Ausbildung" sei, die "nie die Funktion und Bedeutung der FH ersetzen kann". Zudem fehle es den Akademien an der "wissenschaftlichen Fundierung".

Weitere Forderung der Wissenschaftler: Die Dauer der Diplomarbeit darf nicht weniger als sechs Monate betragen, ansonsten muesste der Studiengang auf einen Teil seiner Praxisorientierung verzichten. Da sich die Abschlussarbeit in der Regel mit der Systementwicklung beschaeftigt, beduerfe es einer Analyse aus der Hardware-, Software- und organisatorischen Perspektive sowie des staendigen Benutzerkontaktes.

Zur Weiterqualifikation der Topabsolventen wuenschen sich die Professoren nicht nur den Weg ueber die Promotion an der Universitaet, sie wollen attraktive Angebote auch fuer die eigenen Hochschulen. Die Promotion nuetze "weder der Corporate Identity noch der Qualitaet in Lehre und Forschung", noch diene sie der Verbesserung in puncto Personal- und Sachausstattung, war in der saechsischen Landeshauptstadt zu hoeren.