Juristische Scharmuetzel zwischen Novell und Uniware bald beendet

Produktname "Unixware" bringt Netzwerkspezialisten kein Glueck

21.05.1993

Nur als "Novell-Unix" ging das Produkt in den letzten Monaten sporadisch ueber die Ladentische des Fachhandels. Kai Leonhardt, Pressesprecher der Novell Deutschland GmbH, macht keinen Hehl daraus, dass das Berliner Softwarehaus Uniware Computer GmbH den Duesseldorfern einen Strich durch die Unix-Rechnung gemacht hat.

"Wir hatten mit dem Namen unseres Produktes Unixware Probleme", raeumt Leonhardt ein, "wir konnten ihn in Deutschland eine Zeitlang nicht verwenden". Die Auseinandersetzung mit dem Berliner Softwarehaus sei inzwischen aber so gut wie beendet - eine Einigung stehe unmittelbar bevor.

Die roten Boxen mussten ueberklebt werden

Ueber eine Anwaltskanzlei, so war schon auf der diesjaehrigen CeBIT zu hoeren, soll die Uniware Computer GmbH den Gegenspieler Novell aufgefordert haben, die Verwendung des Namens "Unixware" in Deutschland zu unterlassen. Von einer Einstweiligen Anordnung war die Rede, in der das mittelstaendische Softwarehaus dem Netzwerkgiganten ein betraechtliches Ordnungsgeld angedroht habe.

Uniware selbst mag sich zu diesem Branchengerede nicht aeussern. Anfragen bei den Distributoren Computerlinks in Muenchen und Peacock in Wuennenberg-Haaren belegen jedoch, dass Novell die Unixware-Marketing-Strategie kurzerhand umgeworfen hat. Beide mussten ihre roten Unixware-Boxen kurzfristig mit der Plakette "Novell-Unix V 4.2" ueberkleben.

Uniware selbst bestaetigt zwar, dass eine Auseinandersetzung mit Novell stattgefunden habe, doch das Problem sei schon fast aus der Welt. Marketing-Chef Nico-Matthias Klauke erklaert, sein Unternehmen habe die juristischen Schritte lediglich deshalb eingeleitet, um den eigenen Firmennamen zu schuetzen. Wichtig sei, dass sich beide Kontrahenten kuenftig hinsichtlich namensrechtlicher Fragen in Ruhe liessen.

Das juristische Vorgehen gegen Novell sei eine Praeventivmassnahme gewesen, mit der man vermeiden wollte, aufgrund der Marktmacht des Netzwerk-Giganten irgendwann einmal an die Wand gedrueckt zu werden. "Wir haben ein berechtigtes und naheliegendes Interesse daran, unsere in zehn Jahren gewachsene Firmenidentitaet aufrecht zu erhalten", verteidigt Klauke die Massnahme.

Geruechte, nach denen Novell in der schaerfsten Phase der Auseinandersetzung mit Hilfe mehrerer Anwaelte gegen Uniware zu Felde gezogen sei, um den Berlinern ebenfalls Gesetzesverstoesse nachzuweisen, mag Klauke nicht bestaetigen.

Wie jedoch auf der CeBIT durchsickerte, soll der Netzwerkspezialist sogar das Verbot einer Uniware-Broschuere durchgesetzt haben, in der sich das Unternehmen - aus Sicht des Anbieters Novell - negativ ueber dessen Betriebssystem Unix geaeussert habe.

Inzwischen scheinen diese Scharmuetzel beendet zu sein. Trotzdem bleibt zumindest aus Novell-Sicht ein schaler Nachgeschmack: Wie Pressesprecher Leonhardt einraeumt, ist seinem Unternehmen im Marketing-Bereich grosser Schaden entstanden. Warum es soweit kommen musste, weiss heute eigentlich niemand so recht.