Produktdatenmodell gewinnt Gestalt Ein erster Schritt: CAD-Systeme tauschen Informationen via Step

04.11.1994

MUENCHEN (ue) - Die internationale Normungsbestrebung

"Step" zum Austausch von Produktdaten funktioniert, entsprechende Produkte sind verfuegbar. Diese Botschaft ging vom Gemeinschaftsstand der Darmstaedter Prostep GmbH auf der Systec aus, wo erstmals verschiedene CAD/CAM-Anbieter ihre Step- Schnittstellen anhand von Volumenmodellen aus der Automobilindustrie vorstellten.

In den Austausch von Produktdaten via Step (Standard for the Exchange of Product Model Data) setzen gerade die Anwender aus der Automobilindustrie grosse Hoffnung. Die durchgaengige Verteilung von Konstruktionsdaten zwischen verschiedenen CAD-Systemen innerhalb eines Unternehmens und mit Zulieferern ist allerdings nur eine der Herausforderungen. Zusaetzlich gilt es, ausser den rein geometrischen Informationen der Konstruktionsphase moeglichst viele der produktrelevanten Daten bis hin zu ganzen Prozessketten auszutauschen.

Das Engagement seitens der Anwender und Hersteller bezueglich der internationalen Norm ist groesser geworden. Trotz der anfaenglichen Zurueckhaltung haben in diesem Jahr zahlreiche CAD/CAM-Anbieter ihre Step-Konformitaet beteuert: Spaetestens im ersten Quartal des kommenden Jahres soll es fuer nahezu alle namhaften 3D- Konstruktionspakete einen Step-Prozessor geben. Gemeint ist damit ein Programm, das die Umwandlung der Daten vom produktspezifischen in das neutrale Format und umgekehrt moeglichst ohne Informationsverluste uebernimmt.

Auf der Systec konnten bereits zehn Systeme ihre Faehigkeit zum Datenaustausch via Step unter Beweis stellen: Autocad (Autodesk), Cadds (Computervision), Catia (Cap Debis), EMS (Intergraph), Euclid (Matra Datavision), PE/Solid Designer (HP), Step Integrator (SNI), Syrko (Cap Debis), Tecnomatix (Robocad) und Unigraphics (EDS).

Integrations-Tool passt Modelle an Eine Ausnahme bildet der Step Integrator von SNI. Das Tool basiert zwar ebenfalls auf einem Step-Prozessor, ist jedoch eher als Integrationswerkzeug fuer CAD/CAM-Systeme gedacht, mit dem unterschiedliche Datenmodelle angepasst und als Step-Dateien visualisiert werden.

Die Demonstration auf der Systec erfolgte anhand von zwei komplexen Volumenmodellen: einer Befestigungsplatte fuer ein Getriebegehaeuse und einem Tuergriff. Gerade die Wahl der Befestigungsplatte sollte die heute gelaeufige Situation in der Automobilindustrie veranschaulichen: Ein Motor mit seinen Anbauteilen wird von mehreren Firmen konstruiert und gefertigt.

Das Modell umfasste 166 Flaechen, davon 49 Freiformflaechen. Der Live-Datenaustausch erfolgte jeweils zwischen drei Systemen. Die eingesetzten Step-Prozessoren basieren auf einer Teilmenge des Application Protocol (AP) 214, das als "Core Data for Automotive Mechanical Design Processes" derzeit unter Mitarbeit der deutschen Automobilindustrie entwickelt wird. Momentan unterstuetzen die Konverter den Datenaustausch von Gestalts- und Produktstrukturinformationen.

AP 214 ist mittlerweile so weit entwickelt, dass sowohl Fahrzeugkomponenten als auch die Betriebsmittel fuer deren Herstellung abgebildet werden koennen. Im Modell sind spaeter auch die Prozessketten fuer Karosserie, Aggregate, Fahrgestell und Innenausstattung vorgesehen. Allerdings wird die sukzessive Einfuehrung dieser Step-Prozessoren noch einige Jahre dauern, so die Meinung der an Prostep beteiligten Experten.