Produktauffächerungen bei Ausgabedruckern:Schöne Schriften schneller schreiben

05.05.1978

Die seit Jahren zunehmenden EDV- Installationen mit dem Konzept des Distributed Processing haben an den Endpunkten viele Produktneuheiten initiiert. Die zunehmende Differenzierung von Output- Geräten hat im Peripheriemarkt - wie bei den Computer-Zentraleinheiten -zu abgestuften Produktfamilien geführt. Diese Auffächerung trifft auch auf Computer-Ausgabedrucker zu.

Heute sind vier große Gruppen von Druckern zu unterscheiden:

- Hobby- und Kleindrucker, einschließlich einfacher langsamer Hardcopy-Ausgabegeräte sowie Vollzeichendrucker;

- Matrixdrucker bis zu etwa 200 Zeichen pro Sekunde Ausgabegeschwindigkeit vorwiegend für Dialogsysteme ;

- Zeilendrucker mit Tempi zwischen 300 und 1200 Zeilen pro Minute für mittelgroße bis große EDV-Systeme;

- Anschlagfreie (non impact-)Modelle einerseits für billige Thermodrucker, andererseits für Hochleistungs-Seitendruck.

Kleine Drucker für großen Markt

In den USA produzieren jetzt schon einige Hersteller kleine, preiswerte Drucker für den großen Markt der Hobby-Elektronikbastler. Allerdings gehen die Pionierleistungen auf diesem Gebiet von Deutschland aus. Hier hat bereits vor einigen Jahren die Firma Walther elektrosensitive kompakte Kleindrucker vorgestellt, für deren Einsatzgebiete in Minicomputersystemen und Hobby-Anwendungen erst jetzt die Zukunft begonnen hat.

Heute werden diese Kleindrucker zumeist von Peripherie-Generalvertretungen angeboten. So gibt es z. B. von der Münchner acorus GmbH einen 5x7 Matrix-Thermodrucker mit 30 Zeichen/sec mit max. 65 programmierbaren Zeichen .

Über die Münchner Wetronic GmbH werden elektrosensitive Drucker der US-Firma Axiom angeboten, darunter das Modell EX-801 mit 60 Zeichen/sec. Der Drucker kann den vollen ASCII-96-Zeichensatz abbilden. Die Steuerung und Programmierung anderer Ausgabegeschwindigkeiten erfolgt über einen Intel 4004 Mikroprozessor.

Im vergangenen Jahr begann auch Marktführer Centronics den Hobby- und Minicomputermarkt anzugehen. Das Ergebnis einer Entwicklungskooperation mit dem Japaner Sharp: Micro-1, ein 750-Dollar-Modell, das 240 Zeichen pro Sekunde aufs Alu-Papier bringt.

Speziell für den Einbau in Displays wurde das Druckwerk von SCI entwickelt. Der Druck erfolgt spaltenweise in 24 Druckpositionen und in beliebiger Zeilenlänge. Ausgedruckt wird jeweils ein kompletter Bildschirminhalt. Den Vertrieb in der BRD hat Teleprint übernommen.

Ein besonders schnelles Ausgabedruckwerk wurde von Scope Data vorgestellt. Leistung: 240 Zeichen/sec.

Auf dem Gebiet der Thermodrucker ist bei uns besonders die Silent-Reihe von Texas Instruments bekannt geworden. Besondere technische Delikatesse sind hier die verwendeten Blasenspeicher. In ihnen sind zwischen 20 000 und 80 000 Zeichen abstellbar. Bei Stromausfall verliert dieser Speichertyp nicht seine Aufzeichnungsfähigkeit. Zu erwähnen ist noch der in Zusammenarbeit mit Olivetti von Dataproducts angebotene Thermodrucker, der 80 Zeichen/sec leistet und im P 6060-Tischcomputer verwendet wird.

Volltextdruckwerke, wie Daisy-Wheel-Modelle oder Badminton-Drucker oder Paralleldrucker werden vorwiegend für Tischrechner eingesetzt .Wegen ihres "ästhetisch schönen" Schriftbildes findet man sie häufig auch in kleinen und mittleren Textverarbeitungssystemen. Wegen ihrer konstruktionsbedingten Eigenart sind sie gegenüber anderen Druckertypen etwas behäbig in der Ausgabe. Ihre derzeitige Leistungsgrenze liegt bei etwa 60 Zeichen/sec. Die meisten Modelle leisten noch weniger. Hier werden - gewisse Entwicklungsverzögerungen eingerechnet - alsbald billige und "schöner" druckende Matrixmodelle den Daisies alsbald Konkurrenz machen.

Einer größeren Verbreitung von Metallpapier-Druckern steht ebenfalls eine konstruktive Eigenart entgegen: Das allein mögliche Unikat-Drucken ohne Durchschläge reicht nur für wenige Anwendungen. Zum anderen ist der Druckträger immer noch wesentlich teurer als Papier.

Matrix-Nadeldrucker sind heute die meistverbreiteten Papierausgabemedien, speziell für MDT- und Terminalinstallationen. Von allen anderen impact-Druckern haben nur Matrix-Drucker einige entscheidende Vorteile:

Der Zeichenvorrat ist theoretisch unendlich groß. Bestimmend hierfür sind nur die Zeichengeneratoren. Die Zeichenausgabefrequenz wird nicht vom Zeichenvorrat begrenzt, im Gegensatz zu Trommel- oder Kettendruckern.

Darüber hinaus kann der Zeichenvorrat im Speicher beigelegt werden. Dadurch sind beliebige Zeichensätze in den Generator ladbar, ähnlich dem virtuellen Speicherprinzip.

Marktführer für impact-Matrixdrucker sind die Firmen Centronics und LogAbax. In der Bundesrepublik haben die Mannesmann-Präzisionstechnik sowie die Firma Binder Magnete im In- und Ausland steigende Erfolge im OEM-Absatz mit eigenen Matrixdruckern. Nonimpact-Modelle haben sich zahlenmäßig nicht so stark durchsetzen können, da der typische Einsatz für zumeist kommerzielle Anwendungen 6-8 Durchschläge verlangt.

Die zu erwartenden Verbesserungen liegen bei einem schöneren Schriftbild. Ein Grund dafür sind die zunehmenden kombinierten Systemanwendungen von Text- und Datenverarbeitung über den gleichen Ausgabedrucker. Dafür hat das "nur" punkteweise per Nadel aufgebrachte Schriftbild des Matrixdruckers gegenüber einem Vollzeichenmodell noch etwas zu viel "Luft" zwischen den Nadeltreffern. Diesem Mangel will man mit einem technischen Kniff abhelfen, indem jede Zeile nur halb gedruckt wird, und der zweite Druckgang leicht versetzt auf das Papier trifft. Dieses "Danebendrucken" soll dann die "Lücken" ausfüllen.

Für verbesserte Geschwindigkeit sorgt die Druckwegoptimierung mit kombiniertem Vor- und Rückwärtsdruck. Einzelfunktionen werden zunehmend durch eingebaute Mikroprozessoren übernommen.

Auch anschlagsfreie Modelle mit genügend "Durchschlag" bis zur fünften Kopie dürften zu erwarten sein.

Das Angebot von Matrixdruckern für kleine und mittelgroße Dialogrechner ist außerordentlich vielfältig. Dazu stoßen zunehmend solche Minicomputerhersteller, die mit ihrem Fertigungskonzept der vertikalen Integration eigene Druckerentwicklungen begonnen haben. Diese Modelle, erst für den Ausbau der eigenen Systeme gedacht, dringen dann mit ihren Überkapazitäten auf den OEM-Markt. Der größte Druckeranbieter dieser Spezies ist die Firma Data General.

Chancen für deutsche Anbieter sind immer noch solche Druckertypen, die anwendergerechte Formularführungen besitzen. Mannesmann ist diesen Anforderungen schon frühzeitig gefolgt. Und der Spezialist für Drucker-Aufsätze und -Zuführungen, die Firma BDT, bringt seit April dieses Jahres das Modell 350 mit drei F8-Mikros. Es können sowohl Einzelformulare als auch Endloseinheiten zugeführt werden. Hervorstechendes Merkmal: Bei Einzelblättern entsteht am unteren Formularende kein Platzverlust.

Zeilendrucker mit Typen-Schnellwechsel

"Chaintrain" hieß das erstmals von Data Printer vor sieben Jahren auf den Markt gebrachte Verfahren, das Prinzip der horizontalen Bewegung der Drucktypen auf einem Band zu verwenden. Drucker dieses Prinzips haben sich außerordentlich stark durchgesetzt. Ihre typische Ausgabegeschwindigkeit liegt zwischen 300 und 1200 Zeilen pro Minute.

Ihr wesentlicher Vorteil: Das Band oder der Gürtel kann leicht gegen andere Schriftfonts ausgetauscht werden. Dazu muß kein Papierformatwechsel vorgenommen werden.

Anbieter sind Centronics (Serie 6000), Data 100 (1420, 2423, 5560), Dataproducts (B-Serie, 180) sowie CDC, Documation, Epson und BDS. Ein Teil dieser Firmen ist bisher noch nicht in Deutschland vertreten.

Neben den Band- oder Gürteldruckern verfolgen beispielsweise zwei Firmen andere Techniken. So setzt Data Products mit dem Mark V ein Hammeranschlagswerk ein, das integrierte Schaltkreise für die Steuerung der Hammerdrivers besitzt.

Tally bietet dagegen mit dem Zeilen-Matrixdrucker T 5000 (Leistung 300, 400 und 500 Zeilen/Min.) ein Modell, dessen Abdruckversion sehr wenig Masse beschleunigt und sauberes Druckbild mit hoher Ausgabeleistung verbindet (Helixdrucker).

Leistung im Offsetdruck-Tempo

Für superschnelle Druckausgaben wurden non-impact-Modelle entwickelt, die dazu noch eine außerordentlich gute Schriftbildqualität aufweisen. Ihre Merkmale: Auf mechanische Teile wird weitgehend verzichtet. Bei der Generierung der Druckbilder werden elektronische Techniken eingesetzt.

In die ähnliche Entwicklungsrichtung zielen auch Tintenstrahldrucker und Laser-Modelle. Die bisher höchste Ausgabegeschwindigkeit eines fertigen Modells erreicht der mit Lasertechnik und elektrofotografischem Druckgang kombinierte ND2, der 21000 Zeichen pro Minute ausgibt. Gedruckt wird hierbei auf Normalpapier ohne Kopien. Jedoch ist die Frage der Durchschläge bei diesem Tempo kaum noch relevant. Auch ein Papierwechsel entfällt, da unterschiedliche Formulargrößen eingespiegelt und mitgedruckt werden können. Dieses Offset-Druckverfahren zehrt zwar wegen der vielen Druckwiederholungen am effektiven Drucksatz. Trotzdem darf man gegenüber schnellen impact-Zeilendruckern einen Durchsatzgewinn des Drei- bis Vierfachen erwarten. Der Siemens-Drucker hat sich bereits im Ausland als OEM-Produkt gut eingeführt. Kürzlich wurde ein Vertrag mit der britischen ICL geschlossen.

Weitere Anbieter sind IBM (3800 Laserdrucker) und Honeywell.

Allerdings ist dieser 18 000 Zeilen pro Minute leistende Seitendrucker vorerst nicht für Deutschland vertriebsreif. Dasselbe gilt für den von Xerox entwickelten Seitendrucker. Gleichfalls noch nicht hier vertreten ist ein Modell der amerikanischen Uppster Corp. Deren Pep (Photo Electrographic) 6510 soll bis zu 13 165 Zeilen pro Minute aufs Papier bringen.

Drucker-"Veredler" und Konstrukteure

In der Bundesrepublik vertreten rund 40 Firmen die gesamte Vielfalt der Ausgabedrucker. Darunter sind auch die großen bekannten US-Firmen, wie Centronics, Data Products und Tally. Darüber hinaus findet man bei uns eine Reihe von Konstrukteuren und Firmen, die vorwiegend "Veredlungen" und Ingenieursleistungen vermarkten. Oftmals sind diese zumeist kleineren Firmen nur den wenigen Drucker-Insidern bekannt. Deshalb kurz Ihre Anschriften und Leistungen:

SOB, Bornemann, Kostanz: Spezialentwicklungen "intelligenter" Drucker für kleinere kommerzielle Systeme im Auftrag.

CVG, Frankfurt: Veredelte Data Products-Drucker für MDT-Systeme und IBM-Anlagen /3-8 bis 15 und /360-/370-Anlagen.

DTM, München: Interfaces an DECprinter und DECwriter-Drucker für verschiedene Rechnersysteme.

ECP, Frankfurt: Veredelte Hytyper-Diablo-Drucker mit eigenem Steuerwerk. (Erstmals Mikroprozessoranwendung im Drucker 1973.)

Interkom, München: Steuereinheiten für max. acht Drucker anderer Hersteller an IBM-Systemen /360, /370. Durch devise independant können Drucker verschiedener Hersteller angeschlossen werden.

Rair, Köln: Veredelte DECprinter und DECwriter mit besserer Formularhandhabung und mehr Kommunikationsmöglichkeiten.

rwt, Martinsried: Erweiterte DEC-Drucker mit Kassettenlaufwerken, optischem Leser, Lochstreifenleser-/Stanzer usw

Winfried Schneider, Schloß Neuhaus: Entwicklungsbüro für Matrixdruckköpfe von 165-250 Zeichen/sec. Eigene Fertigung. Arbeitet im Kundenauftrag.

* Klaus Rosenthal ist freier Fachjournalist