Online-Dienst zielt auf ISP-Markt

Prodigy will in stürmischen Zeiten an die Börse gehen

16.10.1998

Allerdings will das Unternehmen nicht gegen übermächtige Wettbewerber wie America Online (AOL), Compuserve, Microsoft Network oder AT&T Worldnet antreten, sondern gegen Internet-Service-Provider wie Mindspring Enterprises oder Earthlink Networks.

Gegründet von den Firmen IBM, Sears, Roebuck und CBS hatte Prodigy noch vor fünf Jahren rund zwei Millionen Abonnenten. Das Unternehmen bot einen proprietären Online-Dienst, der sich durch Benutzerfreundlichkeit auszeichnete und den Kunden Spiele, ein Chat-Forum und jede Menge Nachrichten und andere Inhalte bot. Inzwischen hat Prodigy weniger als 400000 Subscriber, AOL dagegen verzeichnet 13 Millionen Kunden.

Einige Prodigy-Gründer, darunter auch die IBM, verkauften vor zwei Jahren ihre Anteile. Dafür stiegen das mexikanische Großunternehmen Grupo Carso S.A. sowie die mexikanische Telecom Telmex ein. Marktbeobachter gehen nun davon aus, daß Prodigy nur dann eine reelle Chance hat, wenn es dem Unternehmen in absehbarer Zeit gelingt, durch die Übernahme anderer ISPs Boden gutzumachen und zudem Nischenmärkte zu besetzen. Hier biete sich unter anderem eine Ausdehnung des Marktes nach Mittelamerika an sowie generell Angebote für die spanischsprachige Bevölkerung auf dem Kontinent.

Generell werden die Zeiten für ein Going Public aufgrund der weltweit schwierigen Wirtschaftslage als ungünstig angesehen - auch wenn Ausnahmen wie E-Bay den Markt positiv überraschten. Wer nicht die Aussicht habe, in seinem Markt Nummer eins oder zwei zu werden, sollte nach Meinung von Experten zur Zeit die Finger von einem Börsengang lassen. Zuletzt hatten Pointcast und Citysearch in letzter Sekunde ihr "Initial Public Offering" abgeblasen.