Die schmutzige Seite des technischen Fortschritts

Problemmüll Computerschrott

07.03.2003
MÜNCHEN (mb) - Dank immer kürzeren Produktzyklen gelten PCs bereits einige Jahre nach dem Kauf als veraltet. Als Resultat fallen hierzulande pro Jahr rund 280 000 Tonnen schwermetallhaltiger Computermüll an. Doch es gibt eine Reihe von Lösungen, mit denen selbst betagte Rechner noch ihr Gnadenbrot verdienen können.

Obwohl technisch für eine Lebensdauer von mindestens zehn Jahren ausgelegt, zählen PCs deutlich früher zum alten Eisen: Steuerlich sind sie nach vier Jahren abgeschrieben. Wenn speicher- und rechenintensive Anwendungen, etwa Computerspiele, nur noch in Zeitlupe laufen, reißt den meisten Nutzern endgültig der Geduldsfaden, und das Gerät wandert auf den Müll. Doch genau hier beginnen die Probleme. So enthält ein Stapel von 500 PCs nach Angaben der Umweltorganisation Basel Action Network (BAN) 717 Kilogramm Blei, 1,36 Kilogramm Cadmium und 287 Gramm Quecksilber. Geht man nun wie Comdex davon aus, dass hierzulande in den Jahren 1998 und 1999 knapp 13 Millionen PCs abgesetzt wurden, ergibt sich damit eine gigantische Menge von über 18 000 Tonnen Schwermetall, die demnächst irgendwie entsorgt werden müssen. Darunter befinden sich mehr als 35 Tonnen Cadmium und eine Dreivierteltonne des "flüssigen Silbers".

Natürlich streng verboten, den alten PC samt Zubehör über den Hausmüll zu entsorgen, sondern er muss einem fachgemäßen Recycling zugeführt werden. Obwohl bislang noch nicht vom Gesetzgeber in die Pflicht genommen, ist die große Mehrheit der Anbieter inzwischen dazu bereit, gebrauchte Geräte - auch von anderen Herstellern - zurückzunehmen. Verlangt wird für diesen Service in der Regel der Selbstkostenpreis, HP kassiert hierzulande etwa für ein Paket mit bis zu 28 Kilogramm Elektronikschrott rund 25 Euro. Nachdem am 13. Februar die EU-Direktive WEEE verabschiedet wurde, soll die Elektro- und Elektronikindustrie in naher Zukunft dazu verpflichtet werden, Altgeräte kostenlos zurückzunehmen und sie unter Vorgabe einer bestimmten Recyclingquote umweltschonend zu entsorgen. Im Rahmen einer weiteren Richtlinie sollen die EU-Staaten außerdem dafür Sorge tragen, dass Blei, Quecksilber und Cadmium sowie bestimmte Flammhemmer aus elektrischen und elektronischen Produkten verschwinden. Gefordert durch die strengeren Umweltschutzvorschriften in Skandinavien sind eine Reihe von PC-Herstellern allerdings schon jetzt eifrig damit beschäftigt, den Anteil an Problemstoffen in ihren Produkten zu reduzieren - etwa durch den Einsatz von bleifreiem Lötzinn oder dem Verzicht auf Brombeschichtete Leiterplatten.

Nach wie vor problematisch ist allerdings die schlechte Energiebilanz der Computer - bedingt durch den zeitlich kurzen Einsatz. Hier kann der Anwender Abhilfe schaffen, etwa indem er seinen Alt-PC weiterverkauft oder Schulen, gemeinnützigen Organisationen und Bastlern zur Verfügung stellt. Außerdem finden sich im Internet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für die Oldies - etwa in der Prüf-, Mess- und Regeltechnik. So wird unter www.fli4l.de beschrieben, wie man einen 486er PC zu einem Linux-basierenden ISDN-, DSL- und Ethernet-Router umfunktioniert. Da sich das Miniprogramm auf einer Boot-Diskette befindet, kommt der Rechner dabei sogar ohne Festplatte aus. Auf der Website "Aquaristik ohne Geheimnisse" beschreibt Olaf Peters den Bau eines Messsystems für ph-Wert, Temperatur oder die Leitfähigkeit des Wassers auf Basis eines 286er PC mit Uralt-Betriebssystem MS-DOS.

Links

www.ban.org

www.fli4l.de

www.deters-ing.de/Wako/Hardware.htm