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Needaproblem.com

Probleme kaufen statt lösen

29.04.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Das Schweizer Startup "Need a Production.com" verkauft unter "needaproblem.com" Probleme aller Art. Gründer Martin Koncilja erklärt, was er sich dabei gedacht hat.

CW: Wer keine Probleme hat, kann sich bei Ihnen unter www.needaproblem.com schon für einen Euro welche machen. Wie kamen Sie auf die Idee?

KONCILJA: Wir sind Freunde, die aus den Bereichen Journalismus, Kommunikation, Marketing und TV-Produktion kommen. Da fließt reichlich Bier, und die Ideen purzeln. Die Feststellung, dass im Internet wirklich alles ge- und verkauft werden kann, haben wir in guter philosophischer Tradition ad absurdum geführt. Wir sind die Wette eingegangen, dass sogar Probleme verkauft werden können... Und siehe da, wir können uns kaum mehr erholen. Ein Kollege von uns - Hansmartin Amrein - hat nur eine Aufgabe: coole und kreative Probleme zu kreieren!

CW: Die Nachfrage auch nach schwierigen Problemen, die bis zu 5000 Euro kosten können, steigt. Ein bloßer PR-Effekt oder ein wirkliches Bedürfnis Ihrer Kunden?

KONCILJA: Die Spannung bei großen Problemen ist natürlich wesentlich größer. Viele Kunden steigen bei kleinen Problemen ein und arbeiten sich zu den großen hoch.

CW: Welche Folgen hat es, ein Problem einmal nicht zu lösen?

Martin Koncilja und sein Team wissen genau, was der digitalen Boheme bislang gefehlt hat: richtige Probleme.
Martin Koncilja und sein Team wissen genau, was der digitalen Boheme bislang gefehlt hat: richtige Probleme.
Foto: Need a Production.com

KONCILJA: Die Kunden, die bei uns ein Problem bestellen, wollen ja etwas lösen - sonst würden sie nichts bestellen. Die Rücklaufquote der Beweise liegt bei über 80 Prozent. Die restlichen erhalten von uns wöchentliche Reminder-Mails, bis das Problem gelöst ist.

CW: Was sagen Ihre Kunden hinterher?

KONCILJA: Viele senden uns Komplimente und bestellen auch Probleme für ihre Freunde. Einige wenige sind mit den Problemen unzufrieden, was für diese Kunden ja wiederum ein Glücksfall ist: Somit haben Sie ein weiteres Problem.

CW: Macht "Need a problem" süchtig?

KONCILJA: Süchtig ist vielleicht das falsche Wort. Aber wenn die ganze Welt Lösungen anbietet und wir als einzige Probleme anbieten, dann kann sich bei uns schon eine Stammkundschaft bilden.

CW: Gibt es bereits Unternehmen, die Ihr Geschäftsmodell kopieren, also ebenfalls Probleme verkaufen?

KONCILJA: Wir haben Angebote, dass Geschäftspartner unsere Site exklusiv in anderen Sprachen wie Japanisch anbieten wollen. Da sind wir in Verhandlung. Sonst wüsste ich von keinen Nachahmern.

CW: Planen Sie schon weitere ähnlich skurrile Web-Startups?

KONCILJA: Wir trinken weiterhin zusammen Bier, und da kommen uns immer wieder "geniale" Ideen. Im Herbst sind wir mit einer neuen Idee da.

Was Probleme kosten

Auf der Website www.needaproblem.com bekommen Sie Probleme aller Art - von "trivialen" (à la "Schicken Sie uns ein Foto der Sphinx") für einen Euro bis hin zu "fast unlösbaren" für 5000 Euro. Ein "normales Problem" kostet 50 Euro und sieht beispielsweise so aus: "Wie viel Gramm Salz kann man mit Olivenöl dem Benzin zufügen, ohne dass der Motor am Ende defekt ist?" Eine echte Herausforderung, denn weder Google noch Wikipedia helfen hier schnell weiter…