Versteckte Kosten
Nicht umsonst raten etliche Experten aufgrund dieser versteckten Kosten derzeit zu einer abwartenden Haltung. "Unternehmen sollten genau prüfen, ob sich die Migration für sie lohnt, denn 40- und 100-GbE-Interfaces werden ein Vielfaches von 10-GbE-Equipment kosten", empfiehlt etwa Andreas Herden, Leader Data Technical Operations bei Avaya Emea. "Ein Trunk mit viermal 10 GbE ergibt in der Summe auch 40 GbE - das ist für viele Firmen derzeit noch wirtschaftlicher." Ähnlich sieht es Mathias Wietrychowski, Architekturverantwortlicher Borderless Networks bei Cisco: "Für eine sinnvolle Migration sollte man 40 GbE in Betracht ziehen und hier insbesondere, dass die 40-GbE-Anschlüsse auch mit jeweils viermal 10 GbE betrieben werden können."
Letztlich kommen die Unternehmen um einen kritischen Blick auf ihre Netzlast nicht herum. Wird etwa 100 GbE kurzfrisstig überhaupt benötigt? Gerade im Zuge der Diskussionen um Cloud Computing und Virtualisierung ist eine Detailvorhersage schwierig. Wer kann heute wirklich sagen, wie sich die virtualisierten Apps von morgen im RZ-Betrieb verhalten? Werden sie wirklich häufig von einem Server-Rack zum anderen verschoben und generieren so eine Netzlast, die sogar 100 GbE benötigt?
- Ciscos Blick in die Zukunft
Wie sieht unsere Welt in zehn Jahren aus? Einen launigen Ausblick auf die Techniken, die unser Leben mit der IT in näherer Zukunft prägen könnten, gab Cisco-Futurologe Dave Evans. Auch wenn manches unglaublich klinge, liege doch jeder Prognose mindestens eine bereits erfundene Technologie zugrunde. Lediglich ihre Anwendung sei konsequent weitergedacht worden. - 1. Das Internet der Dinge
2020 werden etwa 7,6 Milliarden Menschen online sein. Ihnen stehen 50 Milliarden Devices gegenüber - vom Smartphone bis zur vernetzten Ohrmarke der Milchkuh. - 2. Die Zetta-Flut
Am Ende der Dekade wird das Datenvolumen im Internet 1,2 Zettabyte betragen. Eine Datenmenge, die einer Büchersäule entspricht, die zwanzigmal von der Erde zum Pluto reicht. Terapixel und Voxel - dreidimensionale Pixel - werden dazu beitragen. - 3. Das Wissen in der Cloud
Im Jahr 2020 wird ein Drittel aller Daten in der Cloud liegen. - 4. Das nächste Net
Das Internet steht vor einer enormen Leistungssteigerung. Im Februar 2011 schickten Forscher 448 GB pro Sekunde über Glasfaser. Im April wurde der Weltrekord von mehr als 100 Terabit/s aufgestellt. Im Mai 2011 wurden mit einem einzigen Laser 26 Terabit/s übertragen. Innovationen, die innerhalb von vier Monaten gelangen. - 5. Die Welt ist flach - unsere Technik auch
Wir befinden uns auf dem Weg in die Echtzeitgesellschaft. In zehn Jahren wird jeder überall mit jedem kommunizieren können - unabhängig vom verwendeten Gerät. - 6. Die Kraft der Energie
Windkraft und Solarenergie führen zur autarken Energieversorgung, wobei Solarzellen künftig aus dem Drucker kommen. Smartphones erhalten unterwegs von der Brennstoffzelle im menschlichen Magen Energie. - 7. It's all about you
Computer beginnen unsere Gedanken zu lesen. Um das Jahr 2030 wird es die ersten künstlichen Gehirn-implantate geben. - 8. Die nächste Dimension - alles on Demand
Musik und Videos herunterladen war gestern - 2020 lädt sich die Menschheit Dinge aus dem Netz, die mit Hilfe des häuslichen, 1000 Dollar teuren 3D-Druckers Gestalt annehmen. Die Copyright-Diskussion erreicht im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Dimension. - 9. Another Family Tree - die virtuelle Verwandschaft
Computer entwickeln sich zu virtuellen Menschen mit automatischen Gesten und Emotionen. Rechner mit supermenschlicher Intelligenz werden noch vor 2020 gebaut. - 10. Der Mensch - als Modell 2.0
Körpereigene "Mikroroboter" werden defekte Zellen reparieren. 2012 Geborene werden im Durchschnitt bereits 100 Jahre alt. 2029 wird der Alterungsprozess gestoppt. Die Lebenserwartung steigt auf 200 bis 300 Jahre.
Migration im RZ beginnen
Zumindest in einem Punkt sind sich die Experten einig: Der größte Datenzuwachs ist im Data Center zu erwarten, weshalb hier mit einer Migration begonnen werden sollte, der Campus-Bereich folgt dann später. "40/100 GbE wird auf absehbare Zeit eine Aggregationstechnologie im Rechenzentrum bleiben", zeigt sich Markus Nispel, Technikexperte bei der Siemens-Enterprise-Networks-Tochter Enterasys, überzeugt. Er glaubt, dass Unternehmen in diesem Jahr bereits punktuell 40 Gbit/s einsetzen werden. "100 GbE wird dann erst 2013 relevant", so Nispel weiter.
Allerdings könnte sich so manches Unternehmen früher mit einer HSE-Migration beschäftigen müssen, als ihm lieb ist. Denn die angesprochene Link Aggregation lässt sich nicht überall realisieren. In vollen Racks fehlt häufig schlicht der Platz, um weitere Lichtwellenleiter oder Kupferkabel zu verlegen. Auch das Kühlungsproblem sollte nicht unterschätzt werden: Zum einen sind die erforderlichen Transceiver weitere Wärmequellen im Rack, zum anderen kann eine zusätzliche Verkabelung den Luftstrom in den Racks so stören, dass eine ausreichende Kühlung nicht mehr gewährleistet ist.