Gefragter Beruf noch ohne offizielle Ausbildung:

Privates Institut schult Technische Autoren

26.10.1984

MÜNCHEN (lo) - Schulungskonzepte für Verfasser technischer Schriften und Fachautoren entwickelte das Institut für technische Literatur (ItL), München, nach dem Motto "Aus der Praxis für die Praxis". Aufbau und Gestaltung von Texten sowie Konzeptions- und Kommunikationstraining gehören zum Programm. Fachtexte besser schreiben lernen können Angehörige der schreibenden Zunft in Kursen. Seminaren und Workshops - ab 1985 auch im Vollzeitunterricht.

Die Notwendigkeit, qualifizierte Texte zu produzieren, wird von dem Münchner Institut so beschrieben: Güte und Genauigkeit der gedruckten Information bedeuten Bedienungssicherheit, Qualitätsnachweis und Verkaufsargument in einem. Dr. Gerd Umhauer, Leiter der Aus- und Weiterbildung von ItL, ergänzt: "Da es derzeit keine möglichen Ausbildungswege zu dem Beruf Fachredakteur oder technischer Autor gibt, sind diese Kurse notwendig um Redakteure in die Materie einführen zu können." Angesprochen sind damit speziell jene Mitarbeiter die Funktions- und Systembeschreibungen erstellen, Bedienungs- und Wartungshandbücher verfassen, aber auch amtliche Mitteilungen, Informationsbroschüren Massentexte und ähnliches formulieren. "Wir wenden uns im Regelfall nicht an Neulinge, sondern beispielsweise an Mitarbeiter die als Techniker angeworben und dann in der Texterstellung als Redakteure tätig werden." Universitätsabsolventen oder Abiturienten profitierten wohl von dem vermittelten Know-how einiges an fachlichem Wissensvorsprung, aber hätten eben dadurch keinen direkten Berufseinstieg.

Der Kurs "Fachtexte gestalten" beispielsweise will einen Überblick bieten über Verfahrensweisen und Lösungen für den Entwurf und das Erstellen von Textbausteinen. Als

Stichworte bezeichnen etwa spartenspezifische Texte mit ihren typischen Merkmalen den Inhalt, dazu zählen Ergänzungen zur Verständlichkeit sowie Formuliergenauigkeit. Wie Informationen verarbeitet, aber auch besser im Gedächtnis behalten werden, sind weitere Lernpunkte, ebenso die Klarheit von Satz- und Textkonstruktionen oder die visuelle Gliederung von Informationen für Lesen und Verstehen. Sprachliche Standardisierung und Systematisierung bilden schließlich den konkreten Rahmen zum Aufbau eines Handbuchs. Dieses Angebot kann in einem Kompaktseminar um berufsspezifische Arbeitstechniken ergänzt werden. Dazu zählen schöpferisches Arbeiten, Projekt- und Zeitplanung sowie persönliches Zeitmanagement und Verhandlungstechnik.

Teamleiterseminare, moderne Grafikverarbeitung, aber auch Herstellungstechniken von Handbüchern stehen weiter auf dem ItL-Programm. Den Charakter reiner Fortbildung der ItL-Lehrgänge will das Institut demnächst erweitern. "Wem wir 1985 die Vollzeitausbildung starten, lernen die Teilnehmer das Handwerk eines technischen Autors von der Pike auf", beschreibt der Leiter Aus- und Weiterbildung Dr. Umhauer. Die Länge der Ausbildung teile sich in ein halbes Jahr theoretischen und praktischen Unterricht sowie in ein Vierteljahr Praktikum in einer Dokumentationsabteilung eines Unternehmens. Diese Ausbildung findet bei entsprechenden Voraussetzungen auf Anspruch des Teilnehmers eine volle Unterstützung durch das Arbeitsamt. Nach einer vierzehntägigen Prüfung in deren Verlauf ein "Mini-Handbuch" erstellt wird, kann sich der Absolvent Technischer Autor (EDV) nennen. Diese Berufsbezeichnung wurde in Übereinstimmung mit tecom, Gesellschaft für technische Komunikation, wählt.

Unternehmen, die Praktikumsplätze bereitstellen, hätte sich bereits angemeldet, gibt der Ausbildungsleiter bekannt. Interesse an Ausgebildeten in den Sparten Elektronik, EDV und Maschinenbau wäre mehr als genug vorhanden. Mit einem Beispiel aus seiner Praxis illustriert Dr. Gerd Umhauer die Situation: "Es rufen Branchenführer an und suchen völlig verzweifelt Mitarbeiter, weil sie mehr Manpower an Autoren für das kommende Jahr brauchen, die wenigstens die Texte in Deutsch schreiben können."