Keine Lösung vorhanden, aber Standard ist in Sicht

Prioritätsstufen für IP-Verkehr verlieren sich im WAN

05.06.1998

In der Praxis scheitern Versuche oftmals, verzögerungssensible Informationen über LAN und WAN zu verschicken. Technologien wie das Resource Reservation Protocol, IP Type of Services und der Standard 802.1p des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) sorgen keineswegs dafür, daß Prioritätsstufen auch über Weiterverkehrsverbindungen Gültigkeit haben.

Die Krux ist ein fehlender Standard für das WAN. Hier setzt nun die Internet Engineering Task Force (IETF) an, die eine Arbeitsgruppe für "Differential Services" (Diffserv) etabliert hat. Das Team kann bis dato noch keine Ergebnisse vorweisen, kündigte aber bereits an, Verfahren zu entwickeln, mit denen sich verzögerungskritische IP-Daten, die etwa bei Multimedia-Applikationen anfallen, Vorfahrt im Weitverkehrsnetz verschaffen können.

Dazu wird ein Diffserv-Bit im IP-Kopf eines jeden Pakets gesetzt. Das ist prinzipiell zwar auch heute bereits möglich. Ein Standard würde jedoch eine allgemeingültige Interpretation des Kennzeichens erlauben. Beobachter schätzen, daß die IETF-Gruppe bis Ende des Jahres zu einem Ergebnis kommen wird. Erste Produkte von Carriern erwarten sie für Anfang nächsten Jahres.

Dennoch ist das Verfahren nicht frei von Kritik. ATM bietet etwa sehr viel feiner graduierte Prioritätsstufen und wird die vereinbarten IP-Standards unterstützen. Trotzdem, so glauben einige Fachleute, werde die IP-Lösung der IETF nicht ausreichen, vernünftige Quality of Services (QOS) über Weitverkehrsstrecken und das Internet zu etablieren.